Jubiläen • Erinnerungen: Ein Anhang

Die große Zahl der Würdigungen, Glückwunschadressen und Nachrufe in aller Vollständigkeit wiederzugeben ist weder möglich noch ratsam. Viele Artikel und oft seitenlange Feuilletons wiederholen die Biographie, die auch andernorts immer wieder ausgebreitet wurde, und verbinden diesen mit mehr oder minder ausführlichen Würdigungen des Schaffens. Dabei entstehen zwangsläufig Überschneidungen, die dem Portrait nichts Bedeutsames hinzufügen.

Das Defilee beginne fürs erste mit einem großen Feuileton des Pester Lloyd vom 14. Februar 1895, in dem August Beer die aktuellen Budapester Goldmark-Feiern schilderte – rund drei Monate vor dem fünfundsechzigsten Geburtstag des Komponisten, den die Kunst- und Musikfreunde der ungarischen Hauptstadt als ihren Landsmann feierten. Neben vielen musikalischen Darbietungen gab es ein Festbankett, das das Blatt auf derselben Seite in aller Ausführlichkeit beschrieb. Auch dieses sei unseren Besuchern nicht vorenthalten.

Pester Lloyd vom 14. Februar 1895 (Text)
… und abends zum Bankett: Fest- und Trinksprüche

Überaus beeindruckend ist die Schar der Gratulanten, die dem »Komponisten der Königin von Saba« (man erinnere sich freundlicherweise der Anekdote im Eisenbahncoupé) zu seinem siebzigsten Geburtstag ihre Aufwartung machen. Kaum ein Blatt, das nicht zumindest eine Meldung einrückte, und kein musikalischer Autor von einigem Renommee, der sich seiner Verpflichtung entzöge, dem Jubilar eine seitenlange Würdigung zu widmen.

Eduard Hanslick schickt aus Karlsbad seine Gabe für die
Neue Freie Presse vom 18. Mai 1900
☞ zum Text

Albert Kauders verfaßte einen kürzeren Beitrag für das
Neue Wiener Journal vom selben Tage
☞ zum Text

Max Dietz bringt einen ausführlichen Glückwunsch in der Deutschen Kunst- und Musikzeitung (1900, Heft 6) dar – eine willkommene Facette im Goldmark’schen Collier, da dieser Autor uns als Recensent bislang nicht begegnete ☞ zum Text.

Max Kalbeck beginnt im Neuen Wiener Tagblatt vom 17. Mai mit einem stimmungsvollen Genrebild aus der Jugend des Komponisten, der sich eines schönen Tages aufmachte, das Musizieren zu lernen ☞ zum Text

Einen schönen Beitrag des vielseitigen Richard Specht bringt das Illustrierte Wiener Extrablatt in seiner Ausgabe vom 18. Mai. Als Aufmacher sehen wir eine typische Szene aus dem (noch heute florierenden) Café Landtmann, und einige Seiten später finden wir die »Plauderstunden mit Goldmark«, die die ausführlichen Elogen der schreibenden Zunft um einige schöne Charakterstudien ergänzen.

Die Arbeiter Zeitung nimmt am 19. Mai die Festaufführung der Königin von Saba zum Anlaß eines vergleichsweise kurzen Portraits, in dem freilich einige allgemein eher unbeachtete Aspekte des Komponisten unterstrichen werden.

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Die Wellen der Begeisterung wollen sich schier nicht beruhigen, was nicht weiter verwundert, da der »Coup« von langer Hand vorbereitet war, wie ein Artikel der Neuen Freien Presse vom 18. April 1900 mustergültig verrät: Hier werden die Ferienpläne des Komponisten so deutlich ausgebreitet, daß jeder, den es interessierte, sich auf den 18. Mai einstellen konnte – weshalb denn auch Berichte, die unmittelbar vor dem Festtage darauf hinwiesen, Goldmark habe sich früher als sonst nach Gmunden begeben, um dem Trubel zu entgehen, nicht ganz ernst zu nehmen sind.

Was ihn in seinem langjährigen Sommerdomizil erwartete, hat uns die Neue Freie Presse vom 19. Mai in zwei ausführlichen Feuilletons dargestellt (ich habe mir erlaubt, beide Texte durch einige Illustrationen ein wenig aufzulockern):

Die Goldmark-Feier (vormittags)
Die Ereignisse im Goldenen Schiff

Sehr unterhaltsam ist der Vergleich mit dem Artikel der Linzer Tagespost vom 20. Mai: Auf den ersten Blick scheint es sich um einen Nachdruck des vorigen Hauptberichtes zu handeln; bei näherer Lektüre stellen wir dann aber fest, daß die Wiener und die Linzer Redaktion jeweils ihre eigenen Schwerpunkte gesetzt haben – aus beiden Zeitungen ließe sich ohne weiteres eine noch größere Geschichte montieren … Man urteile selbst!

Unter den »nachbebenden« Pressestimmen fällt besonders ein Beitrag aus Prag ins Auge, dessen Verfasser die Festaufführung des »Heimchen am Herd« zum Anlaß eines fantasievollen Plädoyers nimmt, das nur einen Haken hat: Der außerhalb Prags angeblich so schnöde Umgang mit dem hübschen Stückchen nach Charles Dickens ist ein pures Produkt der Einbildung, wie sich ohne weiteres aus der weiten Verbreitung des Werkes ablesen läßt. Ich verweise auf das entsprechende Segment meiner Presseschau, das ein wahres Labyrinth geworden ist.

Wir beenden die Jubelfeier zum siebzigsten Geburtstag unseres Protagonisten mit einigen Ausschnitten, die weitgehend für sich sprechen. Eine Antwort auf die Frage, ob Carl Goldmark am 18. Mai in Gmunden von dem Heer der Gratulanten überrascht wurde oder nicht, läßt sich meines Erachtens recht leicht finden …

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