Goldmark: Arbeiter-Zeitung vom 3. Jänner 1915
* Karl Goldmark gestorben. In seiner Wohnung in Wien ist gestern der Komponist Karl Goldmark im 85. Lebensjahr gestorben. Dr. Goldmark wurde am 18. Mai 1830 als drittältestes von vierundzwanzig Geschwistern [wohl kaum] in Keszthely in Ungarn geboren. Er begann frühzeitig mit Violinspiel. Im Jahre 1847 trat er in das Wiener Konservatorium ein. Goldmark war dann in verschiedenen Theatern Musiker, auch im Carl-Theater und im Theater in der Josefstadt. Er spielte Violine. Nachdem er ein Trio veröffentlicht hatte, wagte er sich im Jahre 1858 an den Versuch, ein Konzert mit eigenen Kompositionen zu geben. Nach großen Schwierigkeiten fand es unter Mitwirkung des Hofopernorchesters statt. Dann studierte Goldmark in Budapest Kontrapunkt. Dort komponierte er die bekannten Lieder »Herzeleid« und »Die Quelle«. Mit seinem Kompositionskonzert erregte er ebenso große Aufmerksamkeit wie in Wien. 1859 ließ er sich dauernd in Wien nieder. Hier entstanden das bekannte Streichquartett und Quintett, die »Geigensuite« und die berühmte »Sakuntala«-Ouverture. Emsig schuf Goldmark weiter, bis 1875 sein Hauptwerk »Die Königin von Saba« mit dem Text von Mosenthal an der Hofoper aufgeführt wurde. Die Oper machte ihn berühmt und zu einem der bekanntesten deutschen Opernkomponisten. Sie ging über alle Bühnen und wurde in viele Sprachen übersetzt. Goldmark komponierte auch die romantische Oper »Merlin«, die Konzertouverture zu »Penthesilea«, zwei Symphonien, von denen die »Ländliche Hochzeit« allgemein bekannt wurde, Trios, Quintette, Lieder und zahlreiche andere Tonwerke, die beifälligst aufgenommen wurden. Goldmark war auch eine Zeit hindurch Musikschriftsteller. Er war ein Anhänger Richard Wagners. Auch die Oper »Götz von Berlichingen« stammt von ihm. (Arbeiter-Zeitung vom 3. Januar 1915)