Neue Freie Presse vom 12. Mai 1910

Karl Goldmark.
Reminiszenzen aus dem Wiener Musikleben.
Von Anton Door.

Wenn man schon eine ziemlich hohe Sprosse auf der Patriarchenleiter erklommen, so ruht man gern etwas aus, schöpft Atem und blickt zurück auf den langen Weg, den man bereits hinter sich hat. Da tauchen so manche schöne Erinnerungen aus früheren Jahren empor, die einem den Lebensabend leichter ertragen helfen. Am lebhaftesten treten da in Erscheinung die wenigen Zurückgebliebenen, die rüstig mit uns den Weg fortsetzen, und unter diesen wenigen, die mir im Gedächtnisse haften geblieben, vielleicht der rührigste von allen, mit dem ich so schöne Jugendjahre in herzlichster Eintracht und Freundschaft verbracht habe, war Karl Goldmark, der am 18. Mai seinen 80. Geburtstag feiert. Kurze Zeit nach meiner Rückkehr in die Heimat, ich war lange Jahre in aller Herren Länder gewesen, bezogen wir gemeinschaftlich Anfang der Siebzigerjahre eine nette gemütliche Wohnung in nächster Nahe der inneren Stadt, Ferdinandgasse 2. Dort schrieb Goldmark an der »Königin von Saba« rüstig weiter, ich glaube, er war gerade beim zweiten Akt angelangt. Die Plakette über dem Haustor, die dies den werten Nachkommen pflichtschuldigst melden soll, fehlt zwar noch, aber – Geduld, lieber Freund! sie wird schon kommen.

Unsere beiderseitige Lage war damals noch nicht die unseren Wünschen entsprechende. Was mich betrifft, war es leicht erklärlich; nach fünfzehnjähriger Abwesenheit war ich so gut wie verschollen, aber Goldmark, der seit zwanzig Jahren ununterbrochen in Wien lebte, sich durch rastlosen Fleiß aus den bescheidensten Verhältnissen hinaufarbeitete und mit beispielloser Geduld und Ausdauer allen Widerwärtigkeiten des Lebens trotzte, als echter Selfmademan bei sich selbst Unterricht nahm, indem er die betreffenden Lehrbücher über Kontrapunkt, Instrumentation u. s. w. auslieh, dieser selbe Goldmark war zwar bereits durch die prächtige »Sakuntala«-Ouverture in musikalischen Kreisen bekannt geworden, hatte aber noch lange nicht die Würdigung gefunden, die er bereits verdiente. Am Tage mußte er dem Broterwerb nachgehen und schlecht bezahlte Musikstunden geben, und nur abends fand er Muße, an seiner geliebten »Saba« weiterzuarbeiten. Ich kam deshalb, um ihn nicht zu stören, abends so spät wie möglich nach Hause. Uebrigens ließen wir uns all dies nicht anfechten, lebten vergnügt weiter und unser guter Humor war in freien Stunden immer der gleiche. Wie wir uns trennten – meine jüngere Schwester hatte geheiratet und ich zog zu meiner alten Mutter – schieden wir als ebenso gute Freunde, wie wir es früher waren. Nicht das kleinste Wölkchen hatte unser Beisammensein getrübt, was bei den Vertretern der Harmonie nicht immer der Fall sein soll.

Außer der früher erwähnten »Sakuntala« hatte Goldmark die bekannte Klavier-Violinsuite bereits komponiert. Das Manuskript derselben hatte er mir im Jahre 1868 anvertraut, um das Werk der kunstsinnigen Großfürstin von Rußland, Helene Pawlowna, die sich damals zur Kur in Karlsbad aufhielt, vorzuspielen und die Fürstin eventuell zu ersuchen, die Widmung anzunehmen. Die Großfürstin, eine begeisterte Kunstmäcenatin, die keinen Tag ohne Musik sein konnte, hatte nämlich den berühmten Geiger Ferdinand Laub und mich eingeladen, während ihres dortigen Aufenthaltes am Abend bei ihr zu musizieren. Eine zahlreiche distinguierte Gesellschaft versammelte sich stets in ihren Salons, unter anderen der Dichter Berthold Auerbach, der damals mit seinem Roman »Auf der Höh’« auch aus der Höhe seiner Laufbahn stand, Karoline Unger, die einstens so berühmte Sängerin und Rivalin der gefeierten Henriette Sontag, die von ihrem Florentiner Tuskulum mit ihrem Gatten, dem bekannten Gelehrten Sabatier. angelangt war, und noch viele andere Künstler und Diplomaten. Die Großfürstin war die aufmerksamste Zuhörerin von allen und hätte am liebsten die halbe Nacht gelauscht; aber der strenge Befehl des Arztes gestattete das nicht; Punkt 11 Uhr mußte aufgebrochen werden. Wir spielten der Großfürstin die Suite von Goldmark, dessen Name ihr bis dahin gänzlich unbekannt war, an dreiAbenden vor und sie gefiel ihr jedesmal besser. Meiner Bitte um Annahme der Widmung entsprach sie in huldvollster Weise, und am Abend vor meiner Abreise ließ sie mir als Zeichen ihrer Anerkennung für den Komponisten eine entsprechende Summe anweisen, was mich für den lieben Goldmark riesig freute.

Noch will ich in Kürze einer lustigen Episode Erwähnung tun. Den Tag vor der Abreise wollte ich der einstens so gefeierten Sängerin Karoline Unger eine kleine Ueberraschung bereiten und spielte ihr die kürzlich erschienenen Paraphrasen über Johann Straußsche Walzer von Karl Tausig vor – die Unger war nämlich eine Vollblutwienerin aus der Mariahilfer Vorstadt – und ich dachte ihr damit eine Freude zu bereiten. Aber da kam ich schön an. Kaum war ich fertig, sprang sie entsetzt auf und sagte ganz aufgeregt: »Nein, so viel Dissonanzen habe ich in meinem Leben noch nie gehört, das ist ja entsetzlich!« Und als ich, um sie zu beruhigen, meinte, man müsse dies nur öfters hören, darin gewöhne man sich schon daran, da wehrte sie nur mit einer dramatischen Gebärde ab, wie Donna Anna: »Nein, nie wieder!!« … Es scheint mir, daß unser Trommelfell seitdem an Widerstandskraft gewonnen hat.

Kaum in Wien angelangt, beeilte ich mich, Freund Goldmark aufzusuchen und ihm die klingende Botschaft einzuhändigen. »Ach, du kommst wie gerufen,« sagte er, und sein gutes, liebes Gesicht strahlte förmlich, »ich bin ganz auf dem Trockenen!« Ich gestehe, daß mir noch selten eine Geldsumme so viel Freude gemacht hat als die, die ich ihm einhändigen konnte.

Auf größere Einnahmen mußte der Gute noch lange verzichten, die »Königin von Saba« ging nur langsam ihrer Vollendung entgegen, und als er sie endlich der Operntheaterdirektion eingereicht hatte, verging noch lange Zeit bis zur ersten Aufführung. Alles Drängen half nichts, und nur durch einen Machtspruch des damaligen Obersthofmeisters Fürsten Hohenlohe, wie mir Mosenthal erzählte, kam es endlich dazu, und zwar – zum Schrecken des Direktors – mit ungeahntem Erfolge, denn dieser kostete ihm seine Stellung! Die früher leeren Kassen waren jetzt gefüllt, und jede Aufführung der »Saba« fand vor ausverkauftem Hause statt. Mangel an Voraussicht darf eben ein Theaterdirektor nicht haben! Die ungeschwächte Anziehungskraft dieser Oper, die heute noch am Repertoire steht und ihre Beliebtheit nicht im geringsten eingebüßt hat, erinnert mich an ein Gespräch mit Brahms. Wie so oft, saß ich eines Vormittags bei ihm bei einer dampfenden Schale Mokka, die Havanna mir schmecken lassend, im anregendsten Gespräch. Brahms war zu Hause der liebenswürdigste, netteste Hauswirt, den man sich nur denken kann. Unter anderen kam die sogenannte Unsterblichkeit von Kunstwerken aufs Tapet. Er meinte, mit den Augen zwinkernd: »Ja – mit der Unsterblichkeit – das wäre so eine recht schöne Sache, wenn man nur immer wüßte, wie lang so was dauert!« – »Nun«, bemerkte ich scherzend, »sagen wir dreißig Jahre.« – »Dreißig Jahre,« erwiderte Brahms ganz lebhaft, »dreißig Jahre, das ist sehr viel!« Nun diesen dreißigjährigen Unsterblichkeitsrekord hat Freund Goldmark mit der »Saba« glänzend gehalten; hoffen wir, daß das auch mit vielen seiner anderen Werke der Fall sein wird!

All die oben erwähnten kleinen Verdrießlichkeiten hatten uns nie daran gehindert, in Freundeskreisen unser Leben so heiter wie möglich zu genießen.

So kamen wir oft bei unserem alten Freunde Moritz Käßmayer in der Preßgasse auf der Wieden zusammen. Käßmayer, Direktor des k. k. Hofoperntheater-Orchesters, war ein echtest gemütlicher Wiener von altem Schrot und Korn. Von uns wurde er der Vorstadt-Schubert genannt, weil er mit einer unglaublichen Leichtigkeit produzierte. So erschienen beispielsweise von ihm eine Sammlung Volkslieder in sechs Bänden bei Haslinger für Streichquartett, von denen die meisten ganz reizend gesetzt waren. Wenn Brahms hinauskam, mußte man ihm immer einige davon vorspielen, und die kontrapunktische Studie über den »lieben Augustin«, die hatte er ganz in sein Herz geschlossen. Das mußte man ihm jedesmal vorspielen und jedesmal schrie er auf vor Entzücken! …

Nun einmal gab es wieder ein neues Klavierquartett. Käßmayer: Violine, Goldmark: Bratsche, Gänsbacher: Cello. Vor dem zweiten Satz erhob sich Gänsbacher und sprach zu Goldmark: »Lieber Pausanias – so nannte er ihn, weil er kein Freund von Pausenzählen war – also lieber Pausanias, nimm dich zusammen, da gibt’s wieder sechsundzwanzig Takte Pausen!“ – »Hum,« sagte Goldmark, indem er mit höhnischem Blick die Ziffern eins bis sechsundzwanzig betrachtete, und brummte so etwas vor sich hin. Nun kamen die gefürchteten Sechsundzwanzig, und wer sich verpausierte, war wieder der liebe Goldmark. »Pausanias!« rief schmerzerfüllt mit wehmütigem Augenaufschlag Gänsbacher, »oh, Pausanias, was habe ich dir gesagt!« Und Goldmark mit hämischem Lächeln: »Ich möcht’ nur eigentlich wissen, wozu es in der Musik Pausen gibt!« Und nun ging’s wieder da capo los. Mit einem Wort, es war sehr gemütlich! Nach getaner Arbeit kam das Vergnügen: heiße Würstel und Bier, und wir blieben noch lange in heiterster Stimmung beisammen. Das waren schöne Zeiten! Wenn auch nicht die Zeit der ersten Jugendliebe, aber – so anspruchsvoll waren wir gar nicht …

Als später Goldmark den größten Teil des Jahres in Gmunden verbrachte, wurden die gemütlichen Zusammenkünfte immer seltener, aber desto fleißiger sahen wir uns, wenn er zur Aufführung seiner Werke nach Wien kam. Alles was er für Kammermusik schrieb wurde zuerst an den Hellmesberger-Quartettabenden, meistens im Manuskript, dem Publikum vorgeführt. So spielte ich, ebenfalls aus dem Manuskript, das Klavierquintett, und dasselbe erregte einen derartigen Jubel daß es – unerhörter Fall in den Annalen des Hellmesberger-Quartetts – acht Tage darauf, am nächsten Quartettabend, wiederholt werden mußte, wobei es womöglich noch mehr Beifall fand.

Hatte uns Goldmark bei den Proben tüchtig warm gemacht, so war nach diesem glänzenden Erfolg schnell wieder alles vergessen und der Musikvereinssaal erstrahlte in heiterstem Glänze. Ebenso erging es bei der Klavier-Violinsonate, die ich wieder mit Hellmesberger aus dem Manuskript spielte. Bei den Proben gab es wieder Differenzen.

Namentlich bei einer Stelle konnten wir es ihm absolut nicht recht machen. Fünf-, sechsmal mußten wir wieder anfangen, und nie war es ihm recht. Da stand ich auf und sagte ihm: »Weißt du was, lieber Freund, jetzt zeig’ du uns selbst, wie du’s meinst.« Er setzte sich zum Klavier, um uns seine Meinung klar zu machen, aber seine Finger, an die Violinsaiten mehr gewöhnt als an die Klaviatur, schienen auch ihn nicht zu befriedigen. Er stand auf und sagte ganz ruhig: »„Ne, so mein ich’s auch nicht!« Wir beide brüllten vor Lachen, Hellmesberger und ich, Und die Probe verlief dann in schönster Harmonie. Am Abend der Aufführung war wieder großer Erfolg, alles war vergessen, er umarmte uns herzlich und Rührung und Dankbarkeit sprach aus seinen lieben, guten Zügen ….

Wenn man Goldmark nicht bloß als Künstler, sondern auch als Menschen gründlich kennen lernen will, so muß man auch Briefe von ihm besitzen, wo sich seine schöne Menschlichkeit so frei und rührend widerspiegelt. Wenn ich unter den vielen herumblättere, finde ich so vieles, das der Veröffentlichung wert ist; nicht bloß in Tönen, sondern auch in Worten lernt man da den ganzen Goldmark kennen. So schrieb er mir gelegentlich meiner Verlobung folgenden reizenden Brief: Als Motto oben angesetzt das bekannte, aus Beethovens letztem Streichquartett Op. 135, »der schwer gefaßte Entschluß« – »Muß es sein?« – »Es muß sein« – »es muß sein!« Und unter diesem Motto schreibt er: »Mein lieber, alter Freund! Mit schwerem Herzen sende ich Dir meine Glückwünsche. Nicht als ob ich Dir nicht jedes Glück gönnte, dessen bist Du bei mir wohl sicher, und der pure Egoismus ist es, der mich traurig macht. Aus reicher Erfahrung weiß ich es, die Ehe verschlingt den Freund, und es täte mir wehe, von den wenigen, mit denen ich intim verkehre, wieder einen zu verlieren. – Wer wird mit mir nachts im Kaffeehaus sitzen, hie und da eine Tarockpartie und vollends gar an Sonntagen unsere herrlichen Landpartien machen? Da uns nun auch Brahms verläßt, kann ich nun wohl allein im Schnee hinauswaten. – Doch mein Egoismus geht nicht so weit, Dich in Deinem Glück zu hindern. Ich entbinde Dich aller Deiner bisher gegen mich geübten Pflichten; heirate, werde glücklich, wie Du es verdienst, und sei der herzlichsten Teilnahme und Freundschaft versichert Deines stets getreuen Karl Goldmark.«

Otto Dessoff, der langjährige Leiter der Philharmoniker unvergeßlichen Andenkens, gehörte auch zu unserer Tafelrunde. Als er zu unserem großen Schmerze Wien verlassen hatte, blieben wir noch immer in Kontakt mit ihm. So schrieb er mir einmal aus Frankfurt am Main im Jahre 1886. Da hieß es unter anderem: »Wie gern ich zu Ihnen allen nach Aussee käme, können Sie leicht denken. Aber man wird mir wohl: Höher, Peter! zurufen. Wüßte ich, daß der Zauberer Merlin im Juli nach der Fusch geht, so dürfte ich mich wohl entschließen, unter seiner Führung die Reiter-, Trauner- und vor allem die Judenalpe zu besteigen, wo es mich mächtig hinzieht. Können Sie von dem siebenjährigen Operndichter (Goldmark schrieb nämlich sieben Jahre an der »Saba«) erfahren, was er vorhat, so teilen Sie es mir unter einem mit; ich möchte gar gern wieder mit ihm zusammen sein. Grüßen Sie die alten Freunde und die lieben Ihrigen von mir und meiner Frau und geben Sie bald Nachricht Ihrem alten Freunde Dessoff.
P.S. Sagen Sie, unter uns! Ist Goldmarks Oper wirklich fertig? Ganz fertig? Hat er nicht wenigstens noch ein Stück Ballett oder dergleichen nachzuliefern? Oder den Schlußakkord neu zu instrumentieren? Und wie viele b sind in der Ouverture vorgezeichnet? Ich habe vor einigen Wochen die »Saba« neu einstudiert: da sind mir alte Erinnerungen wach geworden, aber auch die Furcht, daß in der neuen Oper nur Tonarten, wie – acht b – und manch sanfter Taktwechsel vorkommen dürften. »Noch einmal, beim Buchstaben Xxbb, meine Herren1 Die erste Note in den Trompeten heißt nicht Doppel-c, sondern Doppel-h! Muß also auf I’es-Trompete klingen: Ja, wie?« …

So humorvolle Musikerbriefe gibt es selten. Aber auch Goldmark versteht es, manchmal diesen Ton anzuschlagen. Als ich mit sechzig Jahren den ersten schüchternen Versuch wagte, »Jubilar« zu spielen, erhielt ich von ihm aus Gmunden folgendes Schreiben: »Mein lieber alter Freund! Unser edler Epstein macht mich aufmerksam, daß auch Du unbegreiflicherweise die Schrulle hast, übermorgen in das beneidete und so viel gefeierte 60. Jahr treten zu wollen. Ist denn das gar so beneidenswert, daß auch Du Dich da hereindrängst? Glaubst Du wirklich, daß es da schöner sei als mit 20 Jahren, oder nicht. Wohl weiß ich, auch das Alter hat seine Vorzüge; man wird nicht mehr von trüben Leidenschaften gequält, ist abgeklärt, hat sich Namen, Stellung, Ehren, Vermögen und Gott weiß was noch alles erworben; aber ach! All die Herrlichkeit dauert nicht mehr lange. Also wozu tust Du das? Doch Du warst von jeher ein obstinater Mensch und mein Reden hilft nichts. Und so wünsche ich Dir, lieber Freund, daß Du den schäbigen Rest der Jahre, von den Schülern nicht allzu sehr geärgert, mit gemischter Heiterkeit tragen mögest! Dein allzeit getreuer Carolus-Gmundenior.«

Und nun möchte ich zum Schlusse noch einem Wunsch Ausdruck geben, mit dem der geneigte Leser hoffentlich einverstanden sein wird.

Ich saß wieder einmal mit Brahms in angeregtem Zwiegespräch und bemerkte unter anderem, wie schwer es heutzutage jungen Talenten sei, bei der enormen Konkurrenz und der daraus resultierenden Ueberproduktion sich Geltung zu verschaffen. Darauf erwiderte Brahms lebhaft und eindringlich: »Sie haben ganz recht, es ist für die für die jungen Leuten [!] sehr schwer – da gibt’s nur eins – man muß seine eigene Handschrift schreiben! Wer dies nicht kann, wer nicht seine eigene Handschrift hat— der verschwindet von der Oberfläche und geht rettungslos unter! …«

Und dies, die eigene Handschrift – sei es im Orchester, in der Kammermusik, im Liede – besitzt Meister Goldmark wie selten einer!

Nach ein paar Takten erkennt man sofort, das kann nur er geschrieben haben!

Und jeder, der sich ein bißchen Schönheitssinn im herrschenden Chaos bewahrt hat, wird es freudigst mitempfinden.

So wollen wir nur noch wünschen – er möge uns mit seiner lieben Handschrift noch recht oft erfreuen – zur Freude seiner zahlreichen Verehrer und zum Ergötzen der musikalischen Welt! (Neue Freie Presse vom 12. Mai 1910)