How the Dickens! Das Heimchen zirpt auf der Opernbühne
… Carl Goldmark die Öffentlichkeit mit seinem dritten Bühnenwerk, das die gestandenen Kritiker gehörig in Erstaunen und die Verlegenheit versetzte, die neuerliche Kehrtwendung des Komponisten richtig einzuordnen. Neuneinhalb Jahre waren noch dem Merlin vergangen – eine Dekade, der notorisch langsam arbeitende Künstler (wir erinnern uns an die bereits zu Beginn der Karriere vielfach erhobene Klage!) zwar sehr weiträumig mit Orchester-, Vokal- und Kammermusiken gefüllt hatte, der aber die heiß ersehnte Großtat, sprich: eine neue Oper, fehlte. Jetzt hatten das Warten und das Rätselraten ein Ende: Goldmark setzte dem Publikum und den Fachleuten kein weiteres Drama, sondern ein gemütliches Lustspiel vor, das, zweifellos durch Engelbert Humperdincks sensationell erfolgreiches Märchen von Hänsel und Gretel inspiriert, vom Fleck weg praktisch sämtliche auch nur irgend relevanten Häuser des deutschen Sprachraums eroberte – ein Volksstück gewissermaßen, dem auch die eine oder andere zweifelnde oder ablehnende Rezension vorläufig nichts anhaben konnte.
Die geradezu unüberschaubare Fülle des Materials hat es mir diese Seite zugleich schwer und leicht gemacht. Zum einen galt es, riesige Textmengen zu transkribieren (die zumeist in Fraktur gedruckten Originalartikel werden im automatisch erzeugten Textmodus zwangsläufig mit Delikatessen wie »Kaffenfchlager« oder »Beftsorm« aufwarten und bedürfen penibler Korrekturarbeiten); zum andern aber boten und bieten die Feuilletons ein regelrechtes Beziehungsgitter, das uns alles Notwendige verrät: über Charles Dickens und seine Erzählung vom Cricket on the Hearth, über die Eingriffe des Librettisten Alfred Maria Willner in die Substanz der Geschichte, über die Künstler, die am Gelingen der Aufführungen ihren Anteil hatten – und natürlich über den inzwischen 66-jährigen Carl Goldmark, der sich landauf, landab konnte feiern lassen. Die Präsentation des Stoffes erfolgt daher in einer denkbar nüchternen Auflistung, von der aus der Weg einerseits direkt zu dem virtuellen Caféhaus der Österreichischen Nationalbibliothek (AustriaN Newspapers Online) und andererseits zu den Übertragungen führt. Einige Illustrationen, Künstlerfotos, eingefügte Kurzmeldungen und »Carricaturen« mögen die unvermeidlichen Bleiwüsten dieser Transkriptionen ein wenig auflockern.
Wir beginnen also im März 1896 mit den Pressestimmen aus Wien