Das Heimchen in Böhmen, Mähren und Ungarn
Aus der mährischen Stadt Brünn erreichen die Redaktion des Wiener Humoristen im Oktober 1896 zwei auswärtige »Theaterbriefe«, die von einem weiteren spektakulären Erfolg der »Grillen-Elfe« zu berichten wissen. Am 10. Oktober 1896 erfährt die Leserschaft unter anderem von einem gewissen Leo Slezak, der erst kurz zuvor auf den Brettern des Brünner Stadttheaters als Lohengrin debütiert hatte, und am 20. Oktober folgt eine neue Hymne auf die inzwischen bereits klassische Königin von Saba, die offenbar durch den kleinen geflügelten Glücksbringer wieder recht ins Zentrum des Interesses geraten ist. – Wenig erbaulich ist die Stellungnahme des Deutschen Volksblattes vom 18. Oktober 1896, die aus Gründen einer möglichst umfassenden Berichterstattung nicht unterschlagen sei.
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Daß das Heimchen am Herd in Budapest triumphiert, ist kein Wunder. denn in Magyarország bemüht man sich schon lange, Carl Goldmark als Landsmann zu behandeln und jeden seiner Erfolge in die nationale Waagschale zu werfen. Als im Oktober 1896 die idyllische Geschichte um Dot, John Peerybingle, May und Edward einstudiert und aufgeführt wird, rauscht es nicht nur im Pester Lloyd, der für uns derzeit freilich die vorzügliche Quelle darstellt. So erfahren wir am 13. Oktober unter anderem etwas über die Hintergründe der kaiserlich-königlichen Ordensverleihung, die – bei rechtem Lichte besehen – wieder einmal ein rechtes Politikum war.
Für die Ausgabe des 5. Oktober 1896 hat August Beer ein beeindruckend langes Feuilleton verfaßt, das die Setzerei des Pester Lloyd geraume Zeit beschäftigt haben dürfte. Komprimierter und ein wenig verhaltener, wenngleich nicht weniger lebhaft, sind die »Budapester Theaternachrichten«, die der Humorist am Samstag, den 10. Oktober, abdruckt.Rund drei Wochen nach der umjubelten Premiere des «Házi tücsök« – so heißt das Heimchen in Ofen und Pest – weiß schließlich der Pester Lloyd am 27. Oktober 1896 von einer gezielten Indiskretion zu berichten, die einmal mehr ein bezeichnendes Licht auf gewisse Hinterbühnenaktivitäten fallen läßt.
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Auch die böhmische Hauptstadt Prag bereitet sich im Herbst 1896 auf die Premiere der neuen Oper vor, die am Neuen deutschen Theater inszeniert werden soll. Am 17. September meldet das Prager Tagblatt: »Die Herren Capellmeister Schalk und Reg[isseur] Ehrl haben sich im Auftrage der Direction nach Dresden begeben, um dort einer Aufführung von Goldmarck’s ›Das Heimchen am Herd‹, welche Oper eine unserer nächsten Novitäten ist, beizuwohnen.« Keine zwei Wochen vergehen, bis uns die Montags-Revue aus Böhmen am 29. September mitteilt, daß man mit der Einstudierung beginnen wolle, und das Prager Tagblatt vom Samstag, den 10. Oktober, stellt die Premiere für Sonntag in Aussicht – wobei stark anzuzweifeln ist, daß damit der »morgige Tag« gemeint ist: Immerhin hat man »den Componisten eingeladen, dieser Vorstellung beizuwohnen« …
Tatsächlich rückt das Prager Abendblatt am 13. Oktober 1896 unter Berufung auf »auswärtige Blätter« die Meldung ein, Goldmark sei zu den Proben in der Goldenen Stadt eingetroffen. Diese haben, wie wir aus dem Tagblatt erfahren, am Vortage begonnen; die erste Aufführung wird offiziell für den 18. Oktober versprochen und findet auch, wie vorgesehen, statt. Damit beginnt eine sehenswerte Berichterstattung, die aus Gründen der Übersichtlichkeit über die nachfolgende Liste zu besichtigen ist.
Montags-Revue aus Böhmen vom 19. Oktober 1896
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Prager Abendblatt vom 19. Oktober 1896
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Prager Tagblatt vom 19. Oktober 1896
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Prager Tagblatt vom 20. Oktober 1896
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Prager Abendblatt vom 22. Oktober 1896
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Prager Tagblatt vom 22. Oktober 1896
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Montags-Revue aus Böhmen vom 26. Oktober 1896
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Prager Abendblatt vom 7. November 1896
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Deutsche Kunst- & Musik-Zeitung vom 15. Dezember 1896
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