Vom deutschen Landestheater. »Das Heimchen am Herd«, in dessen Einzelheiten man, je öfter es sich hören läßt, mit desto größerem Wohlgefallen sich vertieft, hat gestern wieder volles Behagen in dem gut besuchten Hause verbreitet. Für die weiteren Wiederholungen waren Rollenumbesetzungen angekündigt gewesen, aber eine anhaltende Indisposition des Frl. Wiet mußte bis jetzt den Neubesetzungsplan unausgeführt lassen. Die beliebte Sängerin, die ihrer Stimme in dramatischen Partien, die »ihr nicht logen«, wie man im Bühnenjargon sagt, zu viel zugemuthet hat, weilt zur Erholung auf dem Lande. Jetzt haben sich alle Betheiligten in ihre Rollen so glücklich eingelebt, daß man sie mit denselben verwachsen glaubt und das Heimchen die Verpflichtung haben sollte, sie in ihrem Besitze zu schützen. »Sei im Besitze, und Du wohnst im Recht«. – Für Donnerstag ist wieder »Heimchen am Herd« angesetzt und vielleicht fällt hernach, da die Weihnachtszeit anrückt, die Wahl auf Humperding’s [!] Märchenspiel »Die sieben Geißlein«, das eben in Berlin den Kleinen so sehr gefallen hat. Auch die Großen sollen ihre Freude daran gehabt haben, als die Geißlein aus dem Innern des grimmigen Wolfes heil und gerettet wieder zum Vorschein kamen.
(Prager Abendblatt vom 7. November 1896)