Das Linos Ensemble und Max Regers Violinkonzert

Zum 100. Todestag von Max Reger
Ein Monstrum zum privaten Gebrauch

 
»Reger muß meines Erachtens viel gebracht werden: 1. weil er viel geschrieben hat; 2. weil er schon tot ist und man noch immer nicht Klarheit über ihn besitzt«, dekretierte Arnold Schönberg 1922 auf seine unnachahmlich direkte Weise in einem Brief an Alexander von Zemlinsky, dem im Verein für musikalische Privataufführungen zu viel Gewicht auf das Schaffen des oberpfälzischen Kollegen gelegt wurde. Schönbergs Auffassung (»ich halte ihn für ein Genie«) war in der Tat bemerkenswert.

Selbst das riesenhafte Violinkonzert A-dur op. 101, »ein Monstrum« nach den Worten seines Schöpfers, wurde zum Zwecke des besseren Verständnisses für den »privaten Gebrauch« eingerichtet – wobei der Geiger Rudolf Kolisch bei der Reduktion der orchestralen Kräfte wahre Wunder vollbrachte: Mit Flöte, Klarinette und Horn, einem Streichquintett sowie Klavier und Harmonium gelang es ihm, den ungeheuer komplexen Substanzen eine ganz verblüffende Delikatesse zu entlocken, die insbesondere die tänzerischen Elemente hervorkehrt, ohne daß die kolossale symphonische Kraft des Werkes etwa »domestiziert« worden wäre.

Mit der vorliegenden Ersteinspielung demonstrieren Winfried Rademacher und das Dezimett des Linos Ensembles die hohe Qualität eines »Arrangements«, das durch seine zarten Konturen, seine geschmeidigen Übergänge und seinen seltsam sinnlichen Fin-de-siècle-Charme ein faszinierendes Zwielicht auf den scheinbar so strammen Max Reger fallen läßt: Eine würdige und wertvolle Gabe zum besseren Verständnis eines Komponisten, der jetzt schon hundert Jahre tot ist und über den man noch immer nicht wirkliche Klarheit besitzt …

In den nächsten Monaten folgt die achte und letzte Veröffentlichung der Serie »Verein für musikalische Privataufführungen« mit Werken von Busoni, Zemlinski und Schönberg.

Weitere Informationen: www.linos-ensemble.de