Mirjam Tschopp, Riccardo Bovino und Schostakowitsch

Hinter der Abstraktion das Leben

 
Wer Geige und Bratsche als wirklich gleichberechtigte Protagonisten seiner künstlerischen Ambitionen behandelt, erobert nicht nur ein erheblich größeres Betätigungsfeld, sondern gewinnt vor allem ein bedeutendes Quantum an musikalischen Einsichten, die sich mitunter in überraschenden Deutungen niederschlagen.

Die Schweizerin Mirjam Tschopp hat sich diese Kraft der Oszillation seit jeher zu Nutze gemacht und so zum Beispiel in den Konzerten des türkischen Klassikers Ahmed Adnan Saygun (cpo) die mitreißende Eloquenz zu Tagegefördert, die hinter den zum Teil recht vertrackten Strukturen auf ihre Entdeckung wartete.

Mit ihrem langjährigen Duo Partner Riccardo Bovino hat Mirjam Tschopp jetzt die späten Sonaten von Dimitrij Schostakowitsch ausgeleuchtet, die noch immer in den Schleier des Rätselhaften eingehüllt sind. Besonders die zunächst ungemein irritierende Violinsonate op.134 hat die größten Verehrer des überragenden Sowjetkomponisten in Kalamitäten gebracht, weil sich hier die lebendigen Inhalte tief unter der abstrakten Oberfläche verbergen – während andererseits der scheinbar unumkehrbare Abschied der Bratschensonate op. 147 über die zweifellos vorhandenen, wenn nicht gar überwiegenden Signale der Zuversicht hinwegtäuschte.

Als Spiegel im Spiegel betrachtet, sich gegenseitig durchdringend wie das Wechselspiel der beiden Interpreten, beginnen die Bilder zu leben. Und selbst der Abgesang der allerletzten Worte weist weit über das Ende hinaus.

Zwei Künstler, drei Instrumente: Mit dieser raffinierten Konstellation hat das Duo TschoppBovino im Laufe seiner bislang zwölfjährigen Tätigkeit große internationale Aufmerksamkeit gefunden und sich ein Repertoire erarbeitet, dessen instrumentale »Überbreite« von Johann Sebastian Bach über Anton Webern bis in die aktuelle Gegenwart reicht, neben den beliebten Standardstücken für Violine bzw. Viola und Klavierunzählige hörenswerte Raritäten enthält und sich zu faszinierenden Programmen verbinden lässt, die die Freunde erlesener Kammermusik inzwischen unter anderem im Amsterdamer Concertgebouw, im Prager Rudolfinum und in der Slowenischen Philharmonie Ljubljana begeistern konnten.

Weitere Informationen:

www.mirjamtschopp.com
www.riccardobovino.com