Christian Euler – mit sich im Einklang

Solowerke von Reger, Hindemith, Pochon und Strawinsky

Dass sich die Sololiteratur der Streicher stets in Regionen begibt, in denen die ersten oder letzten Dinge gesagt werden, ist eine Tatsache, die spätestens seit der großen Passacaglia aus Heinrich Ignaz Franz Bibers Rosenkranz-Sonaten wohl niemand mehr wird bestreiten wollen. Mag hier und da auch die Virtuosität in der Hoffnung auf eine exécution transcendante überwiegen, so erleben wir doch immer faszinierende Gratwanderungen zwischen musica coelestis und musica mundana, die oft genug zugleich als Offenbarungen von höchster Eindringlichkeit empfunden werden. Wo die Harmonik der Linie entspringt, wo die Essenz der Polyphonie entsteht, da zeigt sich oftmals in reinster Form die schöpferische Denkungsart auch solcher Meister, die uns mit ihren komplexeren Werken womöglich mancherlei Kopfzerbrechen bereiten.

Zu diesen gehört Max Reger, dessen drei Suiten op. 131d für Bratsche allein Christian Euler zu einem Hauptgegenstand seiner vierten MDG-Produktion gemacht hat. Hier ist die Sehnsucht des Komponisten nach Einfachheit und nach dem »alten Stil«, die sich letztlich durch sein gesamtes Schaffen zieht, mit bewundernswürdiger Konsequenz ausgeführt, dabei aber mit einer solchen Fülle ursprünglicher Kraftelemente versehen, dass die samtig-gesättigten Farben des prächtigen Instruments bereits nach kurzer Zeit gewissermaßen astrale Qualitäten gewinnen und um sich her geradezu orchestrale Nuancen verbreiten.

Zwei Repertoirestücke und eine Entdeckung ergänzen die exquisite Trilogie. Zwischen den beiden ersten Reger-Suiten meldet sich Paul Hindemith, dem Christian Euler bereits sein voriges Album gewidmet hatte, mit seiner ausgewachsenen Solosonate aus dem Jahre 1937 zu Worte. Dann erklingt die ganz aus dem Geiste des Barock gezeugte Passacaglia des schweizerischen Geigers Alfred Pochon (1878-1959), einem der Gründungsmitglieder des amerikanischen Flonzeley Quartet.

Und wenn Max Regers letztes Allegro vivace auf einem kraftvollen »e« sein Ende erreicht hat, beginnt die zarte Elegie, die Igor Strawinsky im Jahre 1944 zur Erinnerung an Alphonse Onnou, den Primarius des Pro Arte Quartetts geschrieben hat – ein stiller Epilog, der sich schließlich in den Regionen der letzten Dinge verliert.

Weitere CDs bei Musikproduktion Dabringhaus und Grimm:

»… die Sonaten von Bax und Bliss haben sich nicht nur auf den Weg zu diesen beiden herausragenden Musikern gemacht, sondern sind musikalisch auch heimgekommen … [Die Bratschensonate von Bliss] ist wirklich ein prachtvolles Werk, wie das Christian Euler und Paul Rivinius in einer künstlerisch bezwingenden Wiedergabe voll und ganz darlegen … eine besonders eindrucksvolle und empfehlenswerte Veröffentlicht.« Robert Matthew-Walker, INTERNATIONAL RECORD REVIEW, Juli/August 2013

»Eulers warmer, reicher Ton kommt Cortese nahe, wie am Anfang von Opus 11 Nr. 4 zu hören, doch sein Spiel ist stählerner als das des Amerikaners; in seiner Auffassung der unbegleiteten Sonaten ähnelt er Hosprová und ist er bezwingender als Weber.« Guy Rickards GRAMOPHONE, 17. Juni 2016

»In den beiden Sonaten für Bratsche und Klavier erklingt Kammermusik, wie sie eigentlich immer gemacht werden sollte, technisch gut vorbereitet, aber spontan gespielt, in höchstem Grad kommunikativ und stimmungsvoll. In den Solosonaten beeindruckt Euler mit einem sehr lyrischen, sonoren und klaren Ton, schönem Legato und hervorragender Phrasierung. Auch hier lebt die Musik von einer effizienten dynamischen und farblichen Nuancierung.« Norbert Tischer, PIZZICATO, 25. Mai 2016

»Die Interpretation ist vorbildlich in ihrer Schlichtheit, der Klang perfekt kontrolliert und ohne Selbstgefälligkeit, weil Vieuxtemps niemals selbstgefällig ist und immer einen strengen Stil bewahrt.« CLASSICA (F), Juli/August 2018

Fotoangaben: Christian Euler, Foto wildundleise

Weitere Informationen: www.euler-viola.com