Günstig wirkt bei derselben die knappe Form …

vom 10. Dezember 1886
(Leipzig)

 

Im siebenten Gewandhaus-Concert gab es wieder eine Novität, Bruchs neueste Symphonie (Nr. 3, E-dur). Während Max Bruch mit seinen größeren Vocal-Werken sich die Gunst weiter Kreise der musikalischen Welt erobert hat, vermochte er gleichen Erfolg mit seinen symphonischen Werken bisher nicht zu erzielen. Auch seine neueste Symphonie, wenngleich sie sich als Interesse erweckende, Achtung gebietende Schöpfung darstellt, dürfte schwerlich ein besseres Loos wie ihre ältere Schwestern haben. Günstig wirkt bei derselben die knappe Form und der namentlich den 1. und 4. Satz auszeichnende frische Zug. Dem Adagio fehlt tiefere Empfindung und damit der eigentliche Reiz. Das bündige, pikante Scherzo wirkte dagegen besser. In der Instrumentation liebt Bruch bei seiner neuen Symphonie dicke Farben und viel Geräusch, was besonders beim letzten Satz zu Tage tritt. Die Aufnahme des persönlich anwesenden und selbst dirigirenden Componisten war, wie die seines Werkes, eine ehrenvolle. Das Orchester spielte die Symphonie mit dem Aufwand seiner besten Kräfte.

Oskar Schwalm