… ein blosser Lärm um Nichts …
vom 9. Dezember 1886
(Leipzig)
Das 7. Abonnementconcert hatte wieder den üblichen Programmzuschnitt: Symphonie, Ouvertüre und zwei Solisten. Die Symphonie war eine Novität und jüngstes Kind der Max Bruch’schen Tonmuse, und Hr. Bruch hob dasselbe mit eigener Hand aus der Taufe. Dass dieses Opus uns oder anderen Musikern, die über dasselbe sich aussprachen, besonders imponirt hätte, können wir nicht behaupten. Um Eindruck zu machen, müsste es vor Allem einen richtigen Kern in gedanklicher Beziehung haben; hierin ist es wirklich sehr ärmlich bedacht, denn die Phantasie scheint Hrn. Bruch in diesem Werke gänzlich im Stich gelassen zu haben. Freilich setzt die Composition sich in eine Positur, als wollte sie der Welt wunder was Neues sagen, aber nirgends fällt dem Autor etwas Besonderes ein, und so stark er stellenweise das Orchester sich auch aufbäumen lässt – immer ist es ein blosser Lärm um Nichts, immer steht die aufgewendete, dazu meistens noch recht schwerfällige Klangmasse im Missverhältniss zu dem hausbackenen thematischen Gehalt. Den Componisten des allgemein bekannten Violinconcerts und einiger viel und gern gesungenen Chorwerke wird kaum Jemand ans dieser Symphonie herauserkennen. Der der Novität gezollte Beifall galt wohl mehr dem Schöpfer der erwähnten früheren Compositionen, als dem Autor dieser Symphonie, die eine lebendig-belebte Aufführung erfuhr.