Mangel an rhythmisch-prägnanten Themen

vom 28. April 1871
(Berlin)

 

Von den Symphoniesoiréen der königl. Capelle erwähne ich nur der siebenten, in welcher eine neue Symphonie von Max Bruch, in Fmoll, zur Aufführung gelangte. Es fehlt dem Componisten zum Symphoniker immer noch die rechte Concentration, es dehnt sich Alles ohne Berechtigung zu sehr in die Länge. Wohl finden sich auch in diesem Werke frappante, oft überraschende Modulationen, in denen Br. eher zu viel als zu wenig thut; der Frische und wohlthuenden Wärme aber, welche an seinen Chorwerken hervorzuheben find, thut in diesem Werke der Mangel an rhythmisch-prägnanten Themen entschieden Abbruch. Dieser in’s Allgemeine schweifende, breite »Gefühlsdusel«, wie es neulich einmal eine bekannte Persönlichkeit, zwar nicht schön, aber doch berlinisch sehr verständlich, bezeichnete, macht sich überhaupt in neuerer Zeit bemerklicher als gut ist. –