Der liebe Advent und der freudenreiche Rosenkranz – Zum Wandel des Advents
Populäre Druckgrafiken sowie ausgewählte Rosenkränze aus der Sammlung von Weihbischof Heinrich Janssen

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Advents Kalender, (c) Clemens-Sels-Museum

Dem Wandel der Adventszeit und der Entwicklung des Rosenkranzes ist die aktuelle Ausstellung im FELD-HAUS – Museum für populäre Druckgrafiken gewidmet. Bis zum 3. Februar 2013 kann man in dem kleinen, aber feinen Museum im Kulturraum Hombroich wieder einmal in vorweihnachtlicher Nostalgie schwelgen.

Adventskalender vom Beginn des 20. Jahrhunderts, kolorierte Holzstiche mit Abbildungen der Geburt Jesu, den Weisen aus dem Morgenland, wunderbare Andachtsbilder, Darstellungen der Heiligen und eine Vielzahl an Rosenkränzen zeigen eine Entwicklung, aber auch die wichtigsten Elemente des Advents auf: Die drei göttlichen Tugenden „Glaube, Hoffnung und Liebe“, die in die Rosenkranzgebete eingeflossen sind, finden sich auch in den verschiedenen Druckgrafiken wieder.

Der Adventskalender gehört seit Mitte des 19. Jahrhunderts zum christlichen Brauchtum. Die ersten Formen des Adventskalenders – von Eltern für ihre Kinder selbst gestaltet – zeigten die verbleibenden Tage bis Heiligabend an und brachten den Kindern zugleich Geduld und Beherrschung bei. Die Zeit des Wartens auf das Christkind wurde durch das tägliche Naschen eines von 24 auf Pappe aufgenähten Lebkuchens verkürzt. Oder es gab die 1922 entstandene Weihnachtsuhr für Kinder, die aus 24 Feldern mit eingedruckten Adventsverheißungen bestand, die von den Kindern auswendig zu lernen waren. Der Münchner Pfarrerssohn und Verleger Gerhard Lang publizierte bereits 1903 farbenfrohe Ausschneidebögen mit 24 selbst gedichteten Versen und Motiven frommen Inhalts, die jeden Tag auf einen dazugehörigen Bogen aufgeklebt wurden. Am 24. Dezember wurde dann das im Süddeutschen Raum gabenbringende Christkind aufgeklebt.

rosenkranz

Rosenkranz, gereiht mit rotbraunen Korallen-Perlen und kleinen silbernen Zwischengliedern, größere silberfiligrane Paternosterperlen, silberfiligrane Abschlussanhänger (Medaillen mit Kruzifix und Maria), Credokreuz, Einhänger mit Darstellung „Kruzifixus und IHS“ mit eingelassenem Emaille-Kruzifixus,
5 Gesätze, Süddeutschland oder Böhmen, 19. Jahrhundert, Sammlung Weihbischof Heinrich Janssen

Eng verbunden mit der Entwicklung des Adventskalenders und des Adventskranzes ist der weniger bekannte Adventsbaum verknüpft. Hierbei handelt es sich um eine evangelische Erfindung, die verstärkt ab 1838 aufkam. Bereits in der Adventszeit stellte man in protestantischen Häusern einen mit Papierblättern geschmückten Baum auf. Die kleinen Zettel, die mit Szenen und Zitaten aus der Bibel versehen waren, wiesen auf den Messias hin und dienten der andächtigen Betrachtung. Dieser vor allem bei Kindern beliebte Adventsbrauch wurde 1846 im Rettungshaus für Knaben der Rheinischen Pastorengehülfen?Anstalt zu Duisburg eingeführt. Pfarrer Theodor Fliedner (1800-1864), der Gründer des Kaiserswerther Waisenhauses für Mädchen, beschrieb den Brauch ausführlich und empfahl in seiner 1849 veröffentlichten Zusammenstellung von Bibelversen und Liedern für die Adventswochen, die Verheißungen auf Pappdeckel zu kleben. Von Kaiserswerth ausgehend breitet sich der Brauch rasch aus. Bereits 1876 konnte man ein Verzeichnis der Adventsverheißungen für 4 Pfennige käuflich erwerben. In Großstädten wurden die Spruchkarten durch Weihnachtssternserien mit Verheißungen und Erfüllungen abgelöst.

Lange bevor sich Adventsbräuche mit dem Zählen der Tage bis zum Heiligen Abend entwickelten, dienten Rosenkränze dem Zählen von Gebeten. Aus der Sammlung von Weihbischof Heinrich Janssen werden dazu 80 Rosenkränze aus vier Jahrhunderten im Feld-Haus präsentiert (… bitte denken Sie daran die Schubladen der Schränke zu öffnen!!).

Der Rosenkranz wird als Wiederholungsgebet zu Ehren der Gottesmutter Maria gebetet, wobei die Rose seit dem Hochmittelalter das beliebteste Symbol für die Marienverehrung ist. Der ursprüngliche Brauch war, einen Kranz aus frischen Blüten als Zeichen der Liebe zu schenken. Das Rosenkranzgebet entwickelte sich dann aus den frühmittelalterlichen Marienanrufungen. Der „Freudenreiche Rosenkranz“ betrachtet die Geburt und das verborgene Leben Christi.

Die Tradition der Perlen- oder Zählschnüre, die zu jeder der großen Religionen dazugehört, offenbart eine lange Entwicklung und vielfältige regionale Unterschiede: Rosenkränze aus Glasperlen mit Zinn-Kreuz, aus weißen Glas- und braunen Holzperlen mit einer Anhängerstatue, die „Maria mit Kind“ zeigt. Oder ganz kostbar ausgeführt ist der Rosenkranz aus rotbraunen Korallen-Perlen mit kleinen silbernen Zwischengliedern, größeren silberfiligranen Paternosterperlen und Medaillen mit Kruzifix und Maria, Credokreuz und einem eingelassenem Emaille-Kruzifixus.

„Der liebe Advent und der freudenreiche Rosenkranz“ – eine Entwicklung und eine Jahrhunderte alte Tradition. Das Feld-Haus ist immer samstags und sonntags von 11 – 17 Uhr geöffnet.

Die Ausstellung basiert auf einem Konzept von Dr. Thomas Ludewig, stellvertretender Leiter und Kurator für Stadtgeschichte und Volkskunde des Clemens-Sels-Museums Neuss

Eintritt: 2 Euro (erm. 1 Euro)

Feld-Haus – Museum für populäre Druckgrafik
Dependance des Clemens-Sels-Museums Neuss
Berger Weg 5, D-41472 Neuss, Auf dem KirkebyFeld Hombroich (zwischen der Insel Hombroich und der Raketenstation)

Öffnungszeiten: samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr und auf Anfrage
Telefon +49(0)2131-904141, www.clemens-sels-museum.de info@clemens-sels-museum.de

Weitere Informationen: www.clemens-sels-museum.de