Muzio Clementi: Vier Symphonien

… und nach den Worten seines verärgerten Rivalen am Klavier nur die Terzpassagen passabel zu exekutieren wußte. Ob das den Tatsachen entspricht oder nicht, darüber streitet sich die Innung bis heute: Eine Menge renommierter Fachleute haben immer wieder großartige Klavieraufnahmen herausgebracht, und auch die Orchesterwerke (samt dem Klavierkonzert) sind nicht erst im 21. Jahrhundert ausgegraben worden. Doch wir wollen ihn einfach nicht ins Herz schließen. Sind wir ihm etwa immer noch böse wegen seiner Sonatinen? Dann sollten wir uns aufs Gebiet seiner späteren Sonaten wagen. Oder wollen wir uns nicht vorstellen, daß im symphonischen Reich der Klassiker noch ein Plätzchen für einen sein könnte, der mit seinen eigenen Kapriolen ganz wunderliche Dinge zu Stande gebracht hat. Dann wäre eine Radikalkur zu empfehlen, wie sie Francesco La Vecchia und das Orchestra Sinfonica di Roma neuerdings anzubieten haben: Zwei launige große Ouvertüren und vier Symphonien – darunter als Nummer 3 die sogenannte »Great National«, die vom Anfang bis zum Ende ihre Streiche mit der britischen Nationalhymne hat – das sollte eigentlich genügen, um dem Manne eine neue Chance zu geben, der weder ein zweiter Haydn, ein zweiter Mozart oder gar ein zweiter Beethoven sein wollte.
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