»:INNEN« Die Cellistin Sophie-Justine Herr gibt ihr Solo-Debüt

  • Sophie-Justine Herr, Foto Sophia Hegewald

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»:INNEN« hat die Cellistin Sophie-Justine Herr treffend ihr Solo-Debüt bei PASCHENrecords überschrieben. Ihre Einspielung ist für die engagierte Musikerin ein Herzensanliegen: Sie hat fünf Werke der Moderne von fünf Komponistinnen aus fünf verschiedenen Kulturkreisen ausgewählt. Entstanden ist ein zwischen verschiedenen Klangfarben oszillierendes Album mit Werken von Younghi Pagh-Paan, Kaija Saariaho, Judith Shatin, Elisenda Fábregas und Teresa Grebchenko, das die gesamten Möglichkeiten des Violoncellos auslotet.

Das Programm beginnt mit dem Stück »AA-GA I« der Südkoreanerin Younghi Pagh-Paan, die ein kurzes zeitgenössisches Gedicht als Inspiration genommen hat: Die Verse sprechen von der Durchsichtigkeit des Wassers und der unauflöslichen Verknüpftheit des Universums. Younghi Pagh-Paan erhält sich durch das Komponieren die Erinnerung an vergangene Zeiten und Geschehnisse wach, ruht in den Wurzeln ihrer Kultur.

Aus Korea geht es mit den »Sept Papillons« nach Finnland – zu der vor kurzem verstorbenen Kaija Saariaho, einer der meistgespielten Komponistinnen unserer Zeit. Klangfarben, Unkonventionalität und Neugierde zeichneten die Finnin aus, deren »Sept Papillons« von der Rudolf Steiner Stiftung in Auftrag gegeben wurden. Die sieben Miniaturen entstanden im Kontext ihrer Oper »L’Amour de loin«, zum Teil während der Proben. Von den Metaphern der Oper, die alle eine ewige Qualität haben – Liebe, Sehnsucht und Tod – wandte sie sich einer Metapher des Vergänglichen zu: dem Schmetterling … So erklären sich die zerbrechlichen, fein ziselierten Klangwolken, die weder Anfang noch Ende haben.

Das »For the Birds« der amerikanischen Komponistin Judith Shatin ist eine Hommage an die Vögel der Yellowstone Region in den USA. »Die Verbindung der Cellostimme mit dem Gesang der Vögel erinnert mich an die Verbindung der menschlichen Welt mit derjenigen der Tiere, unter denen wir leben«, so die Komponistin, die für ihre fantasievolle, nahtlos zwischen akustischen und digitalen Sphären sich bewegende Musik bekannt ist, in der sich eine kühne Klangfarbenwahl mit dynamischen narrativen Gestaltungen und einem ausgeprägten Bewusstsein für die klangliche Landschaft des modernen Lebens verbindet.

Die »Danses de la terra« bilden den Brückenschlag nach Europa: Die Katalanin Elisenda Fábregas studierte an der Juilliard School of Music, ist kreativ aber fest in ihrer Heimat verwurzelt. Das Werk besteht aus einer Entrada, den Tänzen einer Liebesgeschichte und einer Reinigungszeremonie sowie einigen Erinnerungen an die Sardana, die die Seele Kataloniens erfasst.

Ein Statement kommt zu guter Letzt: dem »i am« von Teresa Grebchenko. Die vielseitige Polin studierte Komposition in Frankfurt am Main und an der Musikhochschule Freiburg. »Kunst ist für mich etwas so Notwendiges für das Leben wie die Luft. Ich finde, dass Kunst es ermöglicht, aus den eigenen Grenzen hinauszuwachsen und das eigene Ich zu erweitern«. So ist es!

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Sophie-Justine Herr, 1989 am Wattenmeer Schleswig-Holsteins geboren, erforscht die Wesenszüge des Cellos in Neuer und Alter Musik. Während neun Jahren Studium in Freiburg und Frankfurt vertiefte sie ihre Einblicke und arbeitete u.a. mit Barbara Hannigan, Sir Simon Rattle und dem Freiburger Barockorchester zusammen. Weitere Stationen mäandrieren zwischen Gerhart Darmstadt, der Contemporary Bluegrass-Band Some of the Lovely, der Elbphilharmonie und den Opernhäusern in Stuttgart und Mannheim.

Sie ist seit ihrem zweiten Masterabschluss in Frankfurt am Main als freischaffende Cellistin tätig und bleibt der Neuen Musik und dem Experiment auch an den Grenzflächen zu Jazz und Rock treu. Das Tanz-Performance-Projekt Klangkörper, die Konzertreihe Fluide Klänge, das Trio/Duo-Projekt Lvcifer Drowning in a Sea of light: stets bleibt ihre Arbeit auf der Suche und erhält Spannung durch ihren persönlichen Umgang mit aktuellen Entwicklungen. Gleichzeitig bleibt sie als Solocellistin im ensemble reflektor eingebunden in größeren Kontext.


Weitere Informationen:

sophiejustineherr.com
www.paschenrecords.de

Fotoangabe: Sophie-Justine Herr, Foto Sophia Hegewald