Das Linos Ensemble, Konstanze Eickhorst & Franz Schmidt

 

Was Rechtes für die Linke

Als Franz Schmidt den zwar kriegsversehrten, künstlerisch aber völlig ungebrochenen Paul von Wittgenstein kennenlernte, trafen sich zwei Komponenten, die anscheinend aufeinander gewartet hatten. Der geachtete Verfasser der Notre Dame sprach in einer Tonart, die dem einarmigen Pianisten lag und konnte seinerseits die offensichtlichen Behinderung zu einem musikalischen Vorteil ummünzen, den ihm ein »normaler« Spieler nie gewährt hätte: die Reduktion der romantischen Vollgriffigkeit auf jene ausgedünnten, eher ornamental-figurativen Gestalten, die ihm als das historisch gewachsene Ideal echter Klaviermusik erschienen. Dieses Ideal hat Schmidt in den drei Quintetten erreicht, die er zwischen 1924 und 1938 für seinen Freund und Förderer geschrieben hat: Die filigrane Begegnung der fünf Instrumente eröffnet eine solche Verknüpfungsvielfalt, daß selbst das gut einstündige dritte Quintett nirgends »zu lang« erscheint, wenn man sich nur die Zeit nimmt, die ganze Tiefe der Musik zu entfalten.

Mit dieser mächtigen Partitur ist das Linos Ensemble jetzt in seiner bislang jüngsten cpo-Produktion zu hören, und wieder einmal dürfen wir bemerken, daß mit dieser Formation in den unterschiedlichsten Besetzungen und Architekturen gerechnet werden darf – ob im Undezimett wie vor einigen Monaten in der kammermusikalischen Version des Violinkonzertes von Max Reger, in den wechselnden Duos der Recital-Abende oder wie hier, wo Konstanze Eickhorst (mit der Linken!), Rainer Müller von Recum, Winfried Rademacher, Matthias Buchholz und Mario Blaumer uns ein wirklich erlebnisreiches »Schmidteinander« bescheren.

Weitere Informationen
www.konstanze-eickhorst.de
www.linos-ensemble.de