Eigenwillig, eigenartig – Eklund

Seit beinahe zwei Jahren liegt diese CD nun in meiner Abteilung empfehlenswerte Produktionen, ohne daß ich es geschafft hätte, ein paar Worte darüber zu verlieren. Unerklärlicherweise, wie ich zu meiner Schande gestehe. Denn schon bei der ersten Begegnung mit dieser Musik war ich völlig überzeugt, daß man sie würde erfinden müssen, wenn das der Schwede Hans Eklund (1927-1999) nicht schon getan hätte. Anders ausgedrückt: Sie gehört zu jenen Erscheinungen, von deren Existenz man insgeheim (oder unterbewußt) längst etwas ahnt, ohne daß bislang fündig geworden zu sein. Kantig, schroff, explosiv, hier und da ein bißchen wie der Schostakowitsch der vierten Symphonie, dann wieder den Tokkaten eines Karl Amadeus Hartmann nicht ganz unähnlich; scharfkantig auch in ihrer Lyrik und ihren meditativen Momenten, immer kompakt und daher nie geschwätzig – und obendrein wie geschaffen für den Dirigenten Hermann Bäumer, der, siehe Jón Leifs, derart urwüchsig-urtümliche Partituren wie Eklunds dritte und fünfte Symphonie mustergültig zu realisieren versteht und auch das längste der drei hier versammelten Werke, die ironischerweise als »piccola« bezeichnete Elfte, unter Spannung zu halten weiß. Ergebnis: Die drei kreaitven Kostproben aus den Jahren 1964 bis 1995 erzeugen einen geradezu unwiderstehlichen Sog, der die Aufmerksamkeit nachdrücklich auf eine beachtliche schöpferische Kraft lenkt und wie von selbst den Wunsch »nach mehr« weckt. Groß genug ist das musikalische Vermächtnis des Mannes aus Sandviken allemal … (VII/2022)
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