Mit neun Registern im Rückpositiv, deren elf im Hauptwerk und noch einmal fünfen im Pedal hat die Orgel von Francesco Zanin aus dem Jahre 2006 gerade die rechte Disposition für das kleine Universum des Bach-Zeitgenossen und -Verwandten Johann Gottlieb Walther – und sie hat, wie ich das empfindeeine Seele, die Simone Stella ganz vorzüglich zu behandeln versteht: Wie anders wäre es zu erklären, daß ich auch nach der neunten CD der Choralbearbeitungen keinerlei Ermüdungserscheinungen verspüre, sondern mich immer noch an den mannigfachen Wandlungen und »Ausmalungen« der Cantus firmi, an den mal pastellnen, mal leuchtkräftigen Farben und Mischungen erfreue, die hier ein überaus geschmackvoller Musiker zu Lob und Preis, zu innerer Einkehr und erlesener Gemüthsergötzung ins Treffen führt.
Zwar verschaffen auch die freien Werke der ersten Scheibe (eine Toccata mit Fuge sowie mehrere Präludien und Fugen, ein Concerto und vier Variationen über einen Basso continuo von Herrn Corelli) sowie die auf zwei CDs verteilten Konzertbearbeitungen allerlei muntere Kurzweil – doch die Überraschung, ich sag’s gern noch mal, sind die Choräle, die in Walthers Gesamtwerk den erheblichsten Teil ausmachen: Was da an Schattierungen möglich und erreicht ist, die transparente Eloquenz der Linien, die bildhaften Kontraste der verschiedenen Verse, ja selbst die im delikaten Flötenton leise vernehmlichen Spielgeräusche schaffen eine beglückende Atmosphäre, in die der Herr der Unterwelt ab und zu seine knurrigen Kommentare röhrt, wenn er orgelpünktlich in die Pedalposaune stößt.