Feld-Haus – Museum für Populäre Druckgrafik
VERLÄNGERT BIS 3. APRIL 2016 !
Folge willig deinem Engel,
so oft er warnend spricht;
denn Kinder die nicht folgen,
führt er zum Himmel nicht.
(Kleiner Katholischer Katechismus)
Schutzengel helfen in der Not und bei Gefahr, bewachen den Schlaf und führen den Verirrten auf den rechten Weg zurück. Besonders für Kinder waren diese überirdischen Erscheinungen von großem Nutzen, weshalb es im 19. Jahrhundert, als die modernen Techniken die unbegrenzte Vervielfältigung fast aller bildhaften Darstellungen erlaubten, zu einer wahren Flut lehrreicher und erbaulicher Drucke kam, die man getrost nach Hause tragen und überm Sofa der »Guten Stube«, in der Wohnküche und endlich auch über den Bettchen der Kleinsten aufhängen konnte. Fleißige Kinder erhielten von Herrn oder Fräulein Lehrer ihre Schutzengelbildchen zur Belohnung, Andachts- und Kommunionsbilder gab es in der Sonntagsschule, der katholische Katechismus kombinierte die Abbildungen mit Sinnsprüchlein, Wallfahrtsstätten hielten ihre vierzehn »Nothhelfer« auf kolorierten Graphiken und Postkarten bereit.
Die jüngst im Feld-Haus des Kulturraum Hombroich zwischen Neuss-Holzheim und Grevenbroich-Kapellen eröffnete Ausstellung zeigt eine kleine, erlesene und repräsentative Auswahl an Schutzengeln in den verschiedensten Formaten und Herstellungstechniken: Auf Prägedrucken, Stanzspitzenbildern, Postkarten und farbigen Drucken der Zeit finden sich die Motive in jener anmutigen Naivität, die die Sammlung der Populären Druckgraphik insgesamt auszeichnet. Da strebt ein verspieltes Knäblein, den bunten Schmetterling zu haschen, dem dräuenden Abgrund entgegen, indessen sein noch kleineres Schwesterlein am schroffen Schlund ein Blümlein brechen will – und der Schutzengel Beider richtet sich mit mildem Blick und weicher Hand wehrend entgegen. Ein anderer trägt das früh Verstorbene hinauf gen Himmel, und wieder einer bringt sein Schutzbefohlenes hinab zur Erde, auf daß es dort geboren werde …
Abhängig vom Verwendungszweck und der Funktion, reicht die Größe der Exponate vom handlichen Andachtsbild bis zum großformatigen Öldruck und sogar bis zu Skulpturen, die – mal in Porzellan für die Kredenz, mal in Stein für den Wintergarten – das Thema in dreidimensionaler Detailtreue realisierten. Die Beliebtheit des Gegenstands, dem sich selbst renommierteste Künstler wie Wilhelm Kaulbach nicht verschlossen, ist offenkundig.
Heute sind Schutzengel zwar vornehmlich zu unbezahlten Mitarbeiter(inne)n bekannter Versicherungsgesellschaften degradiert worden. Ihre wahre Existenz jedoch ist noch immer nicht mit letzter Sicherheit geklärt, weshalb es sich unbedingt lohnt, dem Feld-Haus, Museum für Populäre Druckgrafiken, einen Wochenend-Besuch abzustatten.
Die Ausstellung ist immer samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr zu besichtigen. Das Feld-Haus liegt im Kulturraum Hombroich, Berger Weg 5, 41472 Neuss.
Weitere Informationen:www.clemens-sels-museum-neuss.de