Die Szene staunte nicht schlecht, als vor bald fünfundzwanzig Jahren diese exzellenten Aufnahmen erschienen. Denn der Prokofieff, den Kun-Woo Paik und das Symphonieorchester des Polnischen Rundfunks unter der Leitung von Antoni Wit da für Naxos eingespielt hatten, der trieb, um es mit Carl Orff zu sagen, die Würmer aus dem Hirn und trug ganz wesentlich dazu bei, das junge Label vom Geruch des »Billigen« zu befreien.
Bis heute kann man diese zwei CDs haben, und wer nur etwas von Prokofieff hält, der sollte, meiner unmaßgeblichen Meinung nach, nicht dran vorbeigehen: Selbst das ausgesprochen spröde vierte Klavierkonzerte für die linke Hand sowie das wunderliche Fünfte mit seinem spreizbeinigen Elan gehen hier mit solcher Wucht und Wonne über die Szene, daß ich jedesmal vergnügt in die Tischkante beißen möchte, die deswegen inzwischen auch mehrmals renoviert werden mußte. Vollends aus dem Häuschen gerate ich, wenn ich meinen absoluten Favoriten unter den Fünfen höre: das Konzert Nr. 2 g-moll op. 16, das die einst in Kattowitz versammelt gewesenen Musiker in einer wahren Bombenstimmung herausgeschmettert haben – ohne daß unter den mark- und beinerschütternden Detonationen etwa die Transparenz oder die unbestreitbaren lyrischen Strecken der Komposition verloren gegangen wären. Sogar die Kadenz, die der damals 45-jährige Kun-Woo Paik (*10. März 1946) offenkundig mit mindestens zwanzig Fingern exekutierte, ist bei aller Wucht so durchhörbar und zwingend entwickelt, daß es mir immer wieder die Sprache verschlägt. Wenn dann die Posaunen in dieses Solo hineinbrüllen, haben meine Zähne wieder zu tun …
Das mußte einfach mal gesagt werden.