RICCIO – Oper in einem Aufzug von Erich Riede und Martha Wertheimer
Sonntag, 9. November 2025, 17.00 Uhr, Capitol Theater, Offenbach
Konzertante Wiederaufführung nach 75 Jahren
Zum Ticketverkauf bei www.frankfurtticket.de
Am Sonntag, den 9. November 2025, erwartet die Besucher des Capitol Theaters zu Offenbach am Main um 17.00 Uhr ein ganz besonderes Opernereignis – wenn nämlich unter der Leitung von Yuval Zorn der Einakter Riccio durch eine konzertante, multimedial unterstützte Neuaufführung der Vergessenheit entrissen wird.
Die Geschichte des Werkes beginnt in den „Roaring Twenties“. Damals träumen der Komponist Erich Riede (1903–1986) und seine Librettistin Martha Wertheimer (1890–1942) von einem gemeinsamen Bühnenerfolg, der eine ähnliche Flugbahn hätte beschreiben sollen wie die Salome, mit der Richard Strauss seit der Dresdner Premiere vom 9. Dezember 1905 die internationalen Häuser eroberte.
Anfangs sieht es auch ganz so aus, als könnte Riccio sein hohes Ziel erreichen. Weimar, die inoffizielle Hauptstadt der gleichnamigen Republik, will das emotionsgeladene, hochdramatische und blutrünstige Stück 1929 herausbringen, zieht dasselbe aber eine Woche vor dem anberaumten Termin zurück – aus Gründen, über die sich bis dato nur spekulieren lässt. Der Traum von der Met (an der Erich Riede seinerzeit als Assistent für das deutsche Repertoire arbeitet), von der Wiener Staatsoper und von der Mailänder Scala ist jedenfalls ausgeträumt. Es müssen achtzehn Jahre und ein Weltkrieg vergehen, bevor das Landestheater der nordbayerischen Stadt Coburg am 30. Oktober 1947 einen Versuch unternimmt, dem sich am 26. Februar 1950 das Mannheimer Nationaltheater anschließt. Die Unternehmungen bleiben folgenlos. Während Deutschland dabei ist, die Trümmer beiseite zu schaffen und die Fundamente des Wirtschaftswunders zu legen, sind Geschichten wie jene des italienischen Sängers und Lautenisten David Rizzio, der am 9. März 1566 in Edinburgh im Beisein seiner Arbeitgeberin (und Geliebten?) Mary Stuart einem grausigen Mordanschlag zum Opfer fiel, nicht mehr en vogue.
Die Noten verschwanden in den Archiven des traditionsreichen Offenbacher Verlages von Johann André, wo sie dessen Nachfahren Hans-Jörg und Moritz André und der städtische Kulturamtsleiter Ralph Philipp Ziegler jüngst wiederentdeckten. Michael Strecker hat den Klavierauszug und das erhaltene Stimmaterial in eine neue Partitur gebracht, so dass Yuval Zorn am Pult des 65-köpfigen Capitol-Orchesters gemeinsam mit sechs Solisten und acht Choristen eine veritable Wiederentdeckungsarbeit leisten kann. Anstelle eines Bühnenbildes „illustrieren“ die Videoprojektionen des Mixed-Media-Künstlers Tim Seger das Geschehen.
Zur Handlung
Um ihr Drama auf einen einzigen Akt konzentrieren zu können, hat die Librettistin Martha Wertheimer die historischen Tatsachen leicht abgewandelt: Während der reale Lautenist, Sänger und Komponist David Rizzio fünf Jahre in den Diensten der schottischen Königin gestanden hatte, bevor ihn – ärger noch als Julius Cäsar – eine Horde bewaffneter Gewalttäter erdolchte, spielt das Bühnenwerk an einem einzigen Tag. Königin Mary Stuart hört beim (katholischen) Gottesdienst den himmlischen Gesang des Titelhelden. Ihr Gemahl Lord Darnley gesteht ihr seine Liebe und räumt ein, dass es ihm, einem Recken vom Scheitel bis zur Sohle, an der zwischenmenschlichen Zartheit gebricht, um seine Gefühle angemessen zum Ausdruck zu bringen. Aber eben danach sehnt sich die hohe Dame, und so kommt es zwangsläufig zum Ausbruch höchster Leidenschaften: Mary und Riccio verschwinden im Gemach der Königin. Indessen feiert das Schloss ein Fest, wobei James Hepburn, der vierte Earl of Bothwell, von Darnley verlangt, den Rivalen ins Jenseits zu befördern, auf dass er nicht als königlicher Hahnrei dastehe. Darnley bringt für seine Gattin ein gewisses Verständnis auf, gibt aber aus Gründen der Ehre dem Ansinnen nach und setzt zwei Meuchler auf den Italiener an. Riccio stirbt in Marys Armen, die verzweifelte Königin erteilt Bothwell den Befehl, ihren inzwischen entflohenen Ehemann zu töten. Als dieser sich anschickt, dem Übeltäter nachzusetzen und wissen will, was dann werde, versetzt sie: „Ich weiß nicht“ – ein dezenter Hinweis darauf, dass Bothwell (in der historischen Wirklichkeit) nach Darnleys Tod Marys dritter Ehemann werden wird.
Capitol Symphonie Orchester
Das Capitol Symphonie Orchester ist das Hausorchester des Capitol Theaters Offenbach und der Stadt und ist ihrer Kulturszene eng verbunden. Der musikalische Radius geht jedoch weit über die Stadt hinaus bis hin zum Royal Opera House in Muscat im Oman. Das Capitol Symphonie Orchester schlägt in seiner Arbeit Brücken zwischen Klassik, Pop, Rock, Filmmusik und Elektronik. 2024 erschien die jüngste CD „Brücken aus dem Gestern – Orchesterwerke jüdischer Komponisten 1927-1929“; in 2025 folgt unter anderem eine Stummfilm-DVD mit Ludger Vollmers „Lost World“ in Kooperation mit ARTE.
Capitol Classic Lounge
Die Aufführung ist Teil der Capitol Classic Lounge und eingebettet in das Jahresprojekt „Der Anfang, das Ende und alles dazwischen. Love Stories“.
Zukunftsmusik
Die Aufführung wird mitgeschnitten und im nächsten Jahr bei dem Leipziger Label Rondeau Productions auf CD veröffentlicht.
Dauer: ca. 80 Minuten
Karten ab 22 Euro sind bei www.frankfurtticket.de, im OF InfoCenter
sowie an allen bekannten VVK-Stellen erhältlich.
Anschrift: Capitol Theater Offenbach, Goethestr. 1–5, 63065 Offenbach am Main
Das Capitol Theater ist barrierefrei zugänglich. Die Offenbacher S-Bahnstationen Marktplatz und Ledermuseum befinden sich in der Nähe, der Bus (Theater/Messe) hält vor dem Eingang. Parkplätze für Menschen mit Beeinträchtigungen stehen auf dem Hof des Capitols zur Verfügung.
Weitere Informationen: www.capitol-classic-lounge.de
Veranstalter
Stadt Offenbach am Main
Capitol Theater Offenbach
Förderer & Sponsoren
Kulturfonds FrankfurtRheinMain
Dr.Marschner-Stiftung
Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen
Kulturstiftung der Sparkasse Offenbach
Freunde des Capitol Theaters Offenbach e.V.
Stiftung Citoyen
Holger Koppe Stiftung
GBO Gemeinnützige Baugesellschaft Offenbach
Offenbacher Stadtmarketing Gesellschaft mbH
Fotoangaben
Capitol Symphonie Orchester im Royal Opera House Muscat/Oman, Foto Khalid Al-Busaidi
Yuval Zorn, Foto Michael Pavia



