bis 30. Januar 2022 im Clemens Sels Museum Neuss

Bis zum 30. Januar gastiert »Loïe Fuller Superstar – Tänzerin aus Licht und Farbe« noch im Clemens Sels Museum Neuss, wo sie in einer vielschichtigen Ausstellung daran erinnert, dass sie ein Jahrhundertphänomen war und bis heute ist: Seit Loïe Fuller am 5. Dezember 1892 auf der Bühne der Pariser Folies-Bergère mit wogenden und wirbelnden Seidenbahnen ihren unvergleichlichen Serpentinentanz zeigte, brach das kunstbegeisterte und künstlerische Europa vor ihr in die Knie, um lange Jahre zu ihren Füßen zu verharren.

»Ein Wesen, das nichts war als Licht, Gold und Schleier« Charles Baudelaire

Dabei war Loïe Fuller kein Wesen aus einer jenseitigen Feenwelt. Sie stand mit beiden Beinen auf dem Boden naturwissenschaftlicher Tatsachen, interessiere sich für alle erdenklichen technischen Neuerungen und Entdeckungen, setzte ihre gekonnten Lichteffekte mit präziser Berechnung ein und weckte, wenn sie scheinbar mittels magischer Kunstgriffe auf der Bühne erschien, durch ihren unvergleichlichen Farbenzauber im Publikum die wundersamsten Empfindungen und Vorstellungen. Sie vermochte ihre Zuschauer zu hypnotisieren, obwohl – oder gerade: weil – sie auf Handlung, Mimik, Dramatik und Bühnenbilder fast vollständig verzichtete. Die Medien- und Performancekunst des 20. Jahrhunderts war geboren!

Alexandre Dumas junior, Stéphane Mallarmé, Henri Toulouse-Lautrec und Auguste Rodin gehörten ebenso zu ihren hingebungsvollen Bewunderern wie der Photograph Eugène Druet oder die frühen »Filmemacher« Auguste und Louis Lumière und der vielseitige Thomas A. Edison. Sie alle bemühten sich, je nach dem von ihnen beherrschten Metier, das Besondere des Serpentinentanzes einzufangen. Wie ihnen das gelang, zeigt das Clemens Sels Museum Neuss am Beispiel zahlreicher Exponate, in denen die Erscheinung Loïe Fuller durch die Augen der großen Künstler zu sehen ist.

»Das Phantom einer Epoche« Jean Cocteau

Ein Jahr nach ihrem spektakulären Einstand ließ sich »die Fuller« ihr Serpentinentanz-Kostüm und die dazu gehörigen »Bühnenvorrichtungen zur Erzeugung von Illusionseffekten« patentieren – ein sehr vorausschauender Schritt, der sie freilich nicht vor unzähligen Plagiatsversuchen schützen konnte, wie das Museum zeigt: Apparaturen wie die »laterna magica«, die quasi aus dem Nichts den Flug einer Fledermaus oder eines Schmetterlings, Blumen oder glühende Flammen vor dem staunenden Publikum entstehen ließen, hat man immer wieder nachgeahmt.

Der rege Austausch mit einigen der bedeutendsten Wissenschaftlern ihrer Zeit wie Thomas A. Edison oder dem Forscherehepaar Pierre und Marie Curie beflügelte Fullers Erfindergeist, dem sie in ihrem eigenen Laboratorium nachging. Diese Forschungen fanden ihren Niederschlag in verschiedenen Bühnenauftritten und Kostümen, beispielsweise in dem fluoreszierenden »Radiumtanz« von 1904.

»Loïe Fuller öffnete den Weg für die Kunst der Zukunft.« Auguste Rodin

Rund 120 sorgsam ausgewählte Exponate – darunter Skulpturen, Fotos, Grafiken, Filme, Kunstgewerbe und Werbeplakate – spiegeln die breite und folgenreiche Rezeption der Loïe Fuller in der Kunst des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Die Synergien zwischen Jugendstil, Symbolismus und Futurismus werden für das Publikum visuell erfahrbar und zu einem unvergesslichen Erlebnis.

CLEMENS SELS MUSEUM NEUSS, Am Obertor, 41460 Neuss
Öffnungszeiten: Di–Sa 11–17 Uhr und So + Feiertag 11–18 Uhr.
Eintritt: Erwachsene 5 € / Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 21 Jahre frei.

TIPP: Jeden ersten Sonntag im Monat ist der Eintritt frei!

Die Ausstellung wird gefördert durch die Kunststiftung NRW, das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, den LVR, die Jubiläumsstiftung der Sparkasse Neuss und den Museumsverein des Clemens Sels Museums Neuss.

Weitere Informationen: www.clemens-sels-museum-neuss.de

 

Foto: Harry C. Ellis (zugeschrieben), Loïe Fuller dansant, o. J.
Musée Rodin, Paris (© Musée Rodin, Paris)