Die Sammlung Ces Hernandez im

Feld-Haus – Museum für Populäre Druckgrafik

Über dreieinhalb Jahrzehnte hin hat der spanische Sammler Francisco Ces Hernandez – Kunstfreunde unserer Regionen kennen ihn gewiss als langjährigen Mitarbeiter des bekannten Plastikers Bert Gerresheim – eine auf den ersten Blick unüberschaubare Fülle an Andachtsbildern »aus aller Herren Länder« zusammengetragen. Das Ergebnis ist eine Kollektion von 5.000 (in Worten: fünftausend) Objekten unterschiedlichster Art, Aussage und Qualität, die im August des Jahres 2016 als Geschenk an das Clemens Sels Museum Neuss ging und jetzt, wie könnte es anders sein, im Feld-Haus – Museum für Populäre Druckgrafik im Kulturraum Hombroich, für ein gutes halbes Jahr zu bewundern sind.

Natürlich verbietet die kolossale Menge eine auch nur annähernd vollständige Präsentation. Doch die Notwendigkeit der Selektion hat tatsächlich so viele schöne, ausdrucksvolle Stücke zu Vorschein gebracht, dass der recht intime Raum im Feld-Haus reich gefüllt sein wird mit den zauberhaften, kleinformatigen Bildchen, die uns in Zeiten zurückführen, als Glauben und Fürbitte, tiefe Religiosität, Wallfahrten und fromme Innerlichkeit die materialistische Welt noch leicht in Schach hielten.

Die zumeist kleinformatigen Andachtsbildchen wurden in Gesang- und Gebetsbüchern aufbewahrt – wer Glück hat, stößt heute beim Durchblättern älterer Ausgaben auf derartige »Lesezeichen« –, sie dienten als Schmuck und erinnerten an besondere Lebensabschnitte oder -ereignisse.

Die frühesten Stücke der Sammlung Ces Hernandez datieren aus dem 16. Jahrhundert und sind ganz nebenbei Zeugnisse der weitverbreiteten druckgrafischen Techniken, dem Holzschnitt und dem Kupferstich. Im 18. Jahrhundert erlebte das Andachtsbild seine Blüte (während sich interessanterweise die Aufklärung ausbreitete), die als Nachblüte noch bis ins 20. Jahrhundert hineinreichte.

Die aktuelle Ausstellung, die am Sonntag, den 25. Februar 2018, im Feld-Haus beginnt, wird bis zu ihrem Ende am 2. September rund einhundert feine, detailfreudige Klein- und Kleinstdrucke überwiegend aus dem 19. Jahrhundert zeigen. Es handelt sich dabei unter anderem um Stanzspitzenbilder und Kulissenkarten, Chromolithographien oder Radierungen, die – sorgsam ausgeführt und liebevoll aufbewahrt – die Jahrhunderte überdauert haben.

Es sind vor allem Darstellungen des Heilands, der Gottesmutter Maria, der Heiligen Dreifaltigkeit und der Heiligen, die einst zu verschiedensten Zwecken verschenkt oder verteilt wurden. Zur ersten Kommunion etwa gab es Blätter des Heiligen Abendmahls oder Darstellungen Christi mit Kelch und Hostie. Mit Totenzetteln erinnerte man an die Dahingegangenen – oft mit einer Pièta, der schmerzenreichen Mutter Gottes mit dem Leichnam Jesu auf dem Schoß.

Francisco Ces Hernandez hat noch die Remissionierungen miterlebt, die in seiner spanischen Heimat stattfanden: Alle vier Jahre kam ein Franziskaner in die Gemeinde, um »den Glauben zu erneuern, zu festigen«. Predigten, gemeinsamer Gesang und das Erleben der Gemeinschaft waren eine schöne Erfahrung und erfreuliche Abwechslung, als es noch kein Kino, Fernsehen oder Internet gab – und die Andachtsbilder, die man im Gedächtnis an die »geistlichen Auffrischungen« verteilte, waren sehr dramatisch ausgeführt, wie Hernandez schmunzelnd erzählt: »Für die Spanier muss Blut fließen, damit auch die Tränen der Gläubigen fließen.«

Deutlich wird auch hier, wie eng Sammlung und Sammler (immer) aufeinander bezogen sind: Die vielen Mariendarstellungen spiegeln die besondere Stellung der Mutter in Spanien wider; viele Blätter zeigen den heiligen Franziskus, den Namenspatron des Sammlers und Vater des Franziskaner-Ordens; häufig vertreten ist ferner der heilige Jakobus, da Ces Hernandez in Santiago de Compostela aufgewachsen ist – das freilich zu einer Zeit, als der heute wieder so beliebte Jakobsweg beinahe in Vergessenheit geraten war und die berühmte Kathedrale den Einheimischen eine willkommene Abkürzung war, um dem Regen zu entkommen.

Und so hat Francisco Ces Hernandez eine besondere Beziehung zu den Andachtsbildchen der Wallfahrtsorte, auf denen zumeist die Kirchenstatue dargestellt ist und die oftmals geweiht wurden: »Wenn man glaubt, dass es gut geht, dann geht es auch meistens gut!«

Eröffnung am Sonntag, den 25. Februar 2018, 11.30 Uhr (Eintritt frei!)

 

Anschrift:

Feld-Haus – Museum für Populäre Druckgrafik
Berger Weg 5, 41472 Neuss (auf dem Kirkeby-Feld zwischen
Insel Hombroich und Raketenstation)

Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag, 11–17 Uhr

Weitere Informationen:
www.clemens-sels-museum-neuss.de

Zum Presse-Service des Clemens Sels Museums Neuss:
http://www.clemens-sels-museum-neuss.de/index.php/presse.de.html