Es war einmal … In unsichtbaren Lettern prangen diese Worte über der Frühlingsausstellung Erzählen in Bildern, mit der das Clemens Sels Museums Neuss bis zum 30. Juni das Schaffen des Malers Edward von Steinle (1810–1886) und seines Schülers Leopold Bode (1831–1906) vorstellt.
Beide Künstler haben sich in ihren Bildern auf ganz besondere Weise der faszinierend vielgestaltigen Welt der Sagen, Märchen und Gedichte angenommen. Desto unbegreiflicher ist es, dass die aktuelle Ausstellung tatsächlich die erste umfassende Würdigung der beiden Künstler überhaupt ist – wofür dann freilich die knapp achtzig detail- freudigen, bezaubernden Exponate, die Kurator Dr. Ulf Sölter zusammenzuführen vermochte, für die bisherigen Versäumnisse unbedingt entschädigen und überdies den Interessierten weite Reisen ersparen: Wertvolle Leihgaben aus dem Frankfurter Städel Museum, dem Berliner Kupferstichkabinett und der reichen Sammlung des Münchner Kooperationspartners, der Sammlung Schack, hängen hier Seite an Seite und versetzen die Betrachter in Vergangenheiten zurück, die nie aufgehört haben zu sein.
Ob Schneewittchen und die sieben Zwerge, die Rheinmärchen des romantischen Dichters Clemens von Brentano, die Legende von Parzival und der Gralsburg oder Friedrich Schillers Lied von der Glocke: Jedes Sujet ist, oftmals in ganzen Serien oder als Triptychon, mit akribischer Genauigkeit und derart suggestiv gearbeitet, dass die einzelnen Blätter wie Kondensate der gesamten Geschichte(n) anmuten, auch wenn sie natürlich nur jeweils eine Station zu zeigen scheinen. Ein weites Feld sind auch die Darstellungen, die einen direkten Bezug zum Rheinland bieten: Die Vorlagen der Engel, die heute den Hochchor des Kölner Doms schmücken; die einst sehr beliebten Sockelbilder, die Steinle für das Treppenhaus des alten Wallraf-Richartz-Museums entworfen hat; und die (erstmals ausgestellten) Entwürfe der einzigartigen Chorfenster, die derselbe Künstler vor gut anderthalb Jahrhunderten für die St. Stephanus Kirche in Neuss-Grefrath geschaffen hat.
Aber wer waren diese beiden Maler, deren Namen uns heute so gar nicht mehr geläufig sind? Der gebürtige Wiener Edward von Steinle schloss sich schon früh dem Kreis der Nazarener in Rom an und blieb deren Idealen zeit- lebens treu. Diese hießen: Erneuerung der Malerei aus dem Geiste des Christentums, Besinnung auf Natur und Gefühl und möglichst wahrheitsgetreue Darstellungen. Sein Schüler, der 1831 in Offenbach am Main geborene Leopold Bode, war Sohn eines Malers und schon früh mit dem romantisch-nazarenischen Gedankengut vertraut, das auch sein Schaffen bis zu seinem Tode (1906) prägen sollte. Mehr Geschichten hierzu in der Ausstellung …
CLEMENS SELS MUSEUM NEUSS
Am Obertor, 41460 Neuss
Öffnungszeiten: Di–Sa 11–17 Uhr und So + Feiertag 11–18 Uhr
TIPP: Jeden ersten Sonntag im Monat ist der Eintritt frei!
Weitere Informationen: www.clemens-sels-museum-neuss.de