Die Antwort könnte schmerzhaft sein

• Herr Hugo Pohle in Hamburg
hat durch sein in Nr. 24 d. Bl. abgedrucktes Inserat, betr. das bei ihm erschienene Violinconcert von Goldmark wohl bei den meisten Lesern der Signale den Eindruck hervorgerufen, dass nur Herr Ludwig Meinardus für die Schönheit und den Werth des Goldmark’schen Werkes das nöthige Verständniss nicht besitze und in Folge dessen nur er allein durch seine Kritik die Unsterblichkeit verdient habe. Dieser Eindruck muss als nicht ganz correct berichtigt werden, da, was Herrn Pohle jedenfalls entgangen ist, bereits 4 Wochen vor dem Datum des Pohl’schen Inserates, der bekannte Wiener Musikschriftsteller Graf Laurencin, ein übrigens der Goldmark’schen Muse wohlgesinnter Herr, dieses Violinconcert in einem acht Spalten langen Aufsatz (abgedruckt in Nr. 8 und 9 der Neuen Zeitschrift für Musik) unbarmherzig verurtheilt hat. Er hält es für Goldmark’s schwächstes Werk, er bezeichnet es »als eine uninspirirte, conventionelle Arbeit, der fast überall der Stempel einer äusserlich auf- und abgedrungenen, bestellten Arbeit anhaftet«, er findet den Violinsatz »widerhaarig«, und stellt schlieslich der »Verbreitung dieses Werkes leider kein günstiges Prognosticon«. Einmal wird sogar von einer »seltsamen Mache« gesprochen. Es wird gewiss nur dieses kurzen Hinweises bedurft haben, dass Herr Pohle als ein gerechter Richter den Herrn Grafen Laurencin als zweiten Trabanten der Unsterblichkeit dem »langlebigen« Goldmark’schen Werke an die Fersen heftet. Herr Meinardus kann sich dann trösten mit den Worten:
»Solamen miseris, socios habuisse malorum.«
Elberfeld, 1. April 1879. B. Hartmann
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Ohne die Mithilfe des Herrn B. Hartmann, dessen Entgegnung die Signale im 27. Heft des Jahres 1879 abdruckten, hätte ich den achtspaltigen Aufsatz des Grafen Laurencin gewiß nicht entdeckt. So aber kann ich auch mit diesem aufwarten.