Versprechen und Verheißung

Am 15. Juli 1858 erscheint auf der vierten Seite Neuen Wiener Musik-Zeitung eine besonders originelle Notiz: »Herr Goldmark, ebenfalls [NB wie der zuvor erwähnte Ritter von Adelburg] Violinist und Compositeur, beabsichtigt diesen Winter mit einer Symphonie hervorzutreten, die des Schönen sehr viel enthalten soll

Davon ist freilich nicht mehr die Rede, als Goldmark, wie aus einem Korrespondenten-Bericht der Neuen Wiener Musik-Zeitung hervorgeht, in Pest einen recht erfolgreichen Einstand gibt:

Der junge, seit längerer Zeit in Pesth weilende Komponist Hr. Karl Goldmark, veranstaltete den 13. d.M. [April] im Saale des Hotel de l’Europe ein Konzert, welches sich des größten Beifalls zu erfreuen hatte. Der hochbegabte Kunstjünger hat nebst einem bereits in Wien ausgeführten Quartette und einigen neuen Liedern, auch ein, erst hier komponirtes Trio (in B), zur Aufführung gebracht, und in demselben sowohl dem Inhalte als auch der Form nach so überraschend Originelles geboten, daß selbes unbedingt den besten Werken der Neuzeit angereiht werden kann. Das Studium Bach’s und Schumann’s hat den jungen Komponisten von der früheren ausschließlich Mendelssohn’schen Richtung abgewendet, und sichert ihm auf dem Gebiete der Kammermusik eine ehrenvolle Stellung. Das Trio, welches eine Kette edler Gedanken enthält, erzielte namentlich mit dem Adagio-Satze eine eclatante Wirkung; das Scherzo enthält ein reizend durchgeführtes Fugato, und die beiden übrigen Sätze sind voll des feurigsten Aufschwunges. Die vorgeführten Lieder »O lüge nicht«, »Schiffahrt«, »Du bist nur eine Blume«, »Weinet um sie«, zeigen zwar noch nicht die wünschenswerthe Selbstständigkeit, zeichnen sich aber durch eine reiche Fantasie und ein tiefes Gemüth aus, und bekunden mehr als die drei von Hrn. Deutsch recht nett vorgetragenen Klavierstücke, die poetische Befähigung des Komponisten, der berufen zu sein scheint, eine rühmliche Stufe im Reiche der Tonkunst einzunehmen. Die Hrn. Deutsch, C. und Jof. Huber, verdienen für ihre freundliche Bereitwilligkeit die rühmendste Erwähnung. (Neue Wiener Musik-Zeitung vom 5. Mai 1859)