Virtuoses von Friedrich Kalkbrenner

»Der Zauberer bewirkt Unterhaltung, erregt Bewunderung, gar Verblüffung, aber nie Liebe oder Zuneigung«. Was Hermann Burger über seinen »Diabelli, Prestidigitateur« sagte, hätte für alle Virtuosen Gültigkeit, die dem Publikum mit flinkesten Fingern ihre Hexenkünste vor Augen und Ohren stellen, um aus dem Verwirrspiel der Sinne ihren augenblicklichen Gewinnst und Beifall zu ziehen.

Also auch für jemanden wie Friedrich Kalkbrenner (1785–1849), der praktisch alle Symptome des Magiers in sich vereinte und damit just die obigen Reaktionen auslöste: Frédéric Chopin bewunderte ihn, Charles Hallé zeigte sich verblüfft, die staunenden Mengen beobachteten fassungslos, wie er ganze halbe Stunden lang ohne die geringste Ermüdung seinen Pleyel-Flügel traktierte. Dafür meinte Clara Schumann, daß er immer so aussähe, als wolle er sagen: »O Gott, ich und dieganze Menschheit müssen Dir danken, daß Du ein Genie wie mich geschaffen hast«.

Das vergnügliche Risiko, etwas aus dem quantitativ kapitalen Œuvre dieses offenbar enorm eitlen, von sich restlos überzeugten Mannes zu spielen, hat das Linos Ensemble mit in seiner jüngsten, in diesen Tagen veröffentlichten cpo-Produktion unternommen.

Im Zentrum der grandiosen Ereignisse – das Attribut »grand« ziert nach damaliger Manier so manche Kreation – steht begreiflicherweise die Pianistin Konstanze Eickhorst, die solistisch mit einer der zahlreichen Kalkbrenner-Fantasien die beiden kammermusikalischen Paradestücke unterbricht, in denen sie wiederum alle Hände voll zu tun hat: Das Sextett G-dur op. 58 für Klavier und Streichquintett (mit Kontrabaß) sowie das recht außergewöhnlich instrumentierte Grand Septuor A-dur op.132 für Klavier, Oboe, Klarinette, Horn, Fagott, Violoncello und Kontrabaß erreichen mit jeweils rund einer halben Stunde Spielzeit geradezu opulente Dimensionen, indessen die zum Teil recht raffinierten Klangereignisse verraten, daß bei intensiver Betrachtung der polierten Oberfläche – »glatt wie eine Billardkugel« fand ihn Ernst Pauer – doch so manches an Musik zutage kommt, das ihr Verfasser selbstwomöglich dort gar nicht vermutet hat.

»Geselligkeitsmusik« zu schreiben, die »nie über die Grenze einer guten Unterhaltung schreiten, die das verweilende Vertiefen im ernst ausgearbeiteten Gegenstand nicht zur Mühe werden lassen will« (Allgemeine musikalische Zeitung von 1836) ist schließlich auch eine Kunst …

Weitere Informationen: www.konstanze-eickhorst.de
und www.linos-ensemble.de