Kurt Leimer: Pianist, Komponist & Pädagoge

1920 in Wiesbaden geborenen, war der Werdegang des späteren Pianisten, Komponisten und Klavierpädagogen Kurt Leimer zunächst in erheblichem Maße mit der pädagogischen Tätigkeit seines Großonkels Karl Leimer verbunden. Dieser war nicht nur der Lehrer von Walter Gieseking (und mit diesem Verfasser von zwei Lehrbüchern über das »Moderne Klavierspiel«), sondern brachte auch seinem Neffen die ersten Hand-Griffe auf der Tastatur bei.

Kurt Leimer besuchte das Gymnasium seiner Heimatstadt und gelangte 1936 mit einem Stipendium an das Spangenbergsche Konservatorium in Wiesbaden, wo er bei C. Heintl Klavier studierte.

Dank der Beurteilung von Walter Gieseking, Carl Schuricht und Wilhelm Furtwängler (die drei hochkarätigen Musiker bescheinigten dem jungen Pianisten 1937, daß er »auf das Konzertpodium« gehöre und »jeder Förderung würdig« sei) erhielt Kurt Leimer ein Stipendium für das Berliner Konservatorium, wo er bei dem Rachmaninoff-Schüler Wladimir Horbowsky und bei Winfried Wolf das Klavierstudium fortsetzte.

1938 folgte sein öffentliches Debüt in Berlin. Ein weiteres Stipendium eröffnete ihm 1939 die Möglichkeit, bei Edwin Fischer zu studieren und seine Kompositionsstudien am Berliner Konservatorium (u.a. bei Kurt von Wolfurt) fortzuführen.

Gegen Ende des Krieges zur Wehrmacht eingezogen, geriet Leimer 1944 in Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Freilassung machte er als Konzertpianist eine Karriere, die ihn in viele internationale Konzertsäle führte. Zudem konnte er mit seinen eigenen Werken – nicht zuletzt durch das Engagement des damaligen Bayreuther Generalmusikdirektors Kurt Overhoff (1902-1986) – auf sich aufmerksam machen: Seine inzwischen wieder erhältlichen Klavierkonzerte in c-moll und für die linke Hand hat Leimer mit Herbert von Karajan uraufgeführt und eingespielt, sein viertes Klavierkonzert dirigierte unter anderem Leopold Stokowski – wiederum mit dem Komponisten am Klavier. Richard Strauss schrieb in einem Brief vom 21. April 1947 über ihn: »Leimer ist Virtuose ersten Ranges, hervorragender Musiker, seine Technik sensationell …«.

Einen deutlichen Schwerpunkt seiner Aktivitäten sah Kurt Leimer in der Ausbildung. 1953 übernahm er die Leitung der Meisterklasse für Klavier am Salzburger Mozarteum, die er bis zu seinem Tod 1974 in Vaduz innehatte. Daneben gehörte er zum Lehrkörper der Internationalen Sommerakademie, die das Mozarteum alljährlich im Rahmen der Salzburger Festspiele veranstaltete.

Weitere Informationen: www.kurtleimer.ch

Kurt Leimer Stiftung, Postfach 2711, CH-8033 Zürich
Telefon: +41 (043) 233 8118, Fax: +41 (043) 233 8119

Seit einiger Zeit gibt es in Zürich eine Stiftung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, der heutigen Öffentlichkeit das Wirken und Schaffen des Pianisten Kurt Leimer nahezubringen. Der 1974 im Alter von nur 54 Jahren verstorbene Künstler war ein derart fähiger, individueller Pianist, daß ihm der alte Richard Strauss noch seinen Panathenäenzug op. 74 für Klavier und Orchester widmete. Für Kurt Leimer war diese ungewöhnliche Komposition offenbar die Anregung zu einem eigenen Konzert für die linke Hand, das er mit Herbert von Karajan in Wien uraufführte und 1954 mit ihm beim Londoner Philharmonia Orchestra für EMI einspielte.

Johann Sebastian Bach
Suite E-dur BWV 817
Ludwig van Beethoven
Klaviersonate Nr. 32 c-moll op. 111
Johannes Brahms
Variationen über ein Thema von Paganini op. 35
Kurt Leimer, Klavier
Colosseum Classics COL 9204.2

Johannes Brahms
Klavierkonzert B-dur op. 83
Peter Tschaikowsky
Klavierkonzert b-moll op. 23*
Kurt Leimer, Klavier
Nürnberger Symphoniker
unter Leitung von Erich Kloss
Symphony of the Air-Orchestra New York
unter Leitung von Günther Neidlinger*
Colosseum CD COL 9203.2

Frédéric Chopin (1810-1849)
Klaviersonate Nr. 2 b-moll op. 35
Scherzo Nr. 1 h-moll op. 20
12 Etüden op. 10, 12 Etüden op. 25
Kurt Leimer, Klavier
Colosseum Classics 2CD COL 9201.2

George Gershwin (1898-1937)
Concerto in F
Kurt Leimer (1920-1974)
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 in einem Satz (1955)*
Kurt Leimer, Klavier
Skyline Symphony Orchestra
unter Leitung von Günter Neidlinger
Symphony of the Air-Orchestra New York*
unter Leitung von Leopold Stokowski*
Colosseum Classics COL 9202.2

Kurt Leimer (1920-1974)
Konzert für Klavier (linke Hand) und Orchester
Richard Strauss (1864-1949)
Panathenäenzug op. 74*
Kurt Leimer, Klavier
Philharmonia Orchestra
unter Leitung von Herbert von Karajan
Nürnberger Symphoniker*
unter Leitung von Günter Neidlinger*
Colosseum Classics COL 9200.2


Sergej Rachmaninoff (1873-1943)

Klavierkonzert Nr. 3 d-moll op. 30
Prélude g-moll op. 23,5
Kurt Leimer (1920-1974)
Klavierkonzert Nr. 2 *
Nürnberger Symphoniker
unter Leitung von Zsolt Deaky
Orchestra della Radio della Svizzeria Italiana
unter Leitung von Leopold Stokowski*
Colosseum Classics COL 9205.2

Sag mir, wer die Masken sind
Kurt Leimer und sein zweites Klavierkonzert

Hinter der verbindlichen Fassade des freundlichen Stoikers, der mit seinen behenden Händen auch die absonderlichsten Schwierigkeiten wie selbstverständlich bestand: hinter dieser konzentrierten Souveränität des Pianisten Kurt Leimer muß sich ein gehöriges Maß an heimlichem Humor verborgen haben.

Diese ganz spezielle Facette ist bislang nirgends deutlicher in Erscheinung getreten als in der vorliegenden CD-Veröffentlichung, mit der die Kurt Leimer Stiftung und das Nürnberger Label Colosseum ihre gemeinsame Wiederentdeckungsarbeit fortsetzen. Während nämlich das Staunen über den unfehlbaren „Elefanten-Dompteur“, der sich als Solist des dritten Konzertes von Sergej Rachmaninoff wieder einmal von seiner geradezu bestürzend überlegenen Weise zeigt – während dieses Staunen noch nicht ganz vergangen ist und auch die explosive Zugabe des berühmten g-moll-Préludes noch nachwirkt, stürzt er uns in sein eigenes Klavierkonzert, das sich schon nach wenigen Momenten als eine vorwiegende heitere Hommage an all die Meister zeigt, die Kurt Leimer so gern und großartig spielte. Oder zuckte da etwa nicht die „Rhapsodie über ein Thema von Paganini“ aus dem funkelnden Fingerwerk? Wäre da nicht Richard Strauss zugegen, der seinen „Panathenäenzug“ bei dem damals noch sehr jungen Pianisten so gut aufgehoben wußte? Und doch ist dieser Maskenzug, dieser Karneval der hohen Tiere, alles andere als die einfallslose Reihung fremder Materie. Ganz im Gegenteil, die Anspielungen bleiben im Rahmen der konturierten Ahnung, der schmunzelnden, niemals lauten Andeutung.

Daß Leopold Stokowski am Pult des Orchestra della Radio della Svizzeria Italiana daran sein Vergnügen ebenso hatte wie der sich selbst nachschaffende Solist, ist unverkennbar. Ob heute freilich allzu viele Vertreter der Pianistenzunft die zirzensische Partie auf ihr Übungsprogramm setzten? Das herauszufinden ist Zweck und Ziel der Kurt-Leimer-Stiftung, deren alle drei Jahre abgehaltener Wettbewerb und deren editorischen Aktivitäten der Antwort auf eben diese Frage gewidmet sind.

SERGEJ RACHMANINOFF
Klavierkonzert Nr. 3 d-moll op. 30, Prélude g-moll op. 23,5
KURT-LEIMER
Klavierkonzert Nr. 2 *
Nürnberger Symphoniker unter Leitung von Zsolt Deaky
Orchestra della Radio della Svizzeria Italiana unter Leitung von Leopold Stokowski*
Colosseum Classics COL 9205.2