Goldmark ist 80: Wiener Hausfrauenzeitung

Zum Schlusse sei noch des 80. Geburtstages Karl Goldmarks gedacht, der denselben am 18. Mai in voller Schaffenskraft gefeiert hat. Nach seinem 80. Jahr erst hat der Meister uns Werke geschenkt wie »Das Heimchen am Herd« (1890), »Der Kriegsgefangene«, »Briseïs«* (1899), den »Götz von Berlichingen«, »Das Wintermärchen« (1906). Goldmark nimmt auch persönlich an allen Feiern teil, welche zu Ehren seines Geburtstages stattfinden. In der Oper wurde am 18. Mai der »Götz von Berlichingen« aufgeführt, dessen Proben er persönlich leitete, am 20. Mai wurde ihm zu Ehren am Budapester königlichen Theater eines seiner Werke aufgeführt, am 21. Mai in Keszthely eine Gedenktafel enthüllt. In dem letztgenannten Orte wurde Goldmark als armer Leute Kind geboren, erhielt Geigenunterricht im Musikverein von Oedenburg, ging 1841 nach Wien, studierte erst bei Jansa, dann am Konservatorium Geige und Harmonielehre. 1857 trat Goldmark in einem eigenen Konzert vor das Wiener Publikum, zwei Jahre später in Pest, 1860 begann seine internationale Popularität, die er durch Instrumentalwerke wie »Ländliche Hochzeit«, »Zriny« und die Konzertouvertüren »Sakuntala«, »Penthesilea«, »Der gefesselte Prometheus«, »Sappho« und durch eine Reihe brillanter Kammermusikwerke vermehrte. Ein Eklektiker des Stils, hat er der Kritik stets den Erfolg seines Melodienreichtums und seiner dramatischen Kraft entgegengesetzt, einen Erfolg, der sich namentlich in der »Königin von Saba« zum höchsten Triumphe steigerte und der jetzt den Achtzigjährigen mit vollem Ruhme krönt. it.
(Wiener Hausfrauenzeitung 1910)

* hier wurden aus einem Werke zwei