Hauptverlauf der Handlung

Es wird unseren Lesern nicht unwillkommen sein, den Hauptverlauf der Handlung der bevorstehenden Opern-Novität »Götz von Berlichingen« (Text von A. M. Willner, Musik von Karl Goldmark) kennen zu lernen.

Der Schauplatz des 1. Aktes ist ein Saal auf Götzens Burg zu Jaxthausen. Wir sehen eine Liebeszene zwischen dem gefangenen Adalbert v. Weislingen und Götzens Schwester Maria. Weislingen wirbt bei dem hierauf eintretenden Götz mit Erfolg um Mariens Hand. Sodann erzählt Franz, der Knappe Weislingens, diesem in überschwänglichen Worten von der Schönheit der Witwe Adelheid v. Walldorf, welche begierig wäre, Weislingen kennen zu lernen. Dem Götz überreicht Franz eine Vorladung vor das Gericht in Heilbronn, wo sich Götz wegen Rauferei und Wegelagerei verantworten soll. Götz verabschiedet sich von seinen Angehörigen und Getreuen. Weislingen, betört von Franzens Erzählung, bricht auf nach Bamberg, um die schöne Adelheid zu sehen.

Im 1. Bilde des 2. Aktes sehen wir Götz vor dem Gerichte zu Heilbronn. Als die Reden Götzens sich vehementer zu gestalten beginnen, kommen auf einen Wink des Gerichtsschreibers bewaffnete Handwerker herein, welche von dem ersten Ratsherrn schon früher als eine Art Schutzwache gegen Götz bestellt wurden und nun auf Götz gehetzt werden. Götz weiß sie bald einzuschüchtern und wird schließlich von dem mit Sukkurs herbei eilenden Ritter Sikkingen aus seiner Bedrängnis befreit. Der 2. Teil dieses Aktes führt uns an den Hof des Bischofs von Bamberg. Aus den Gesprächen der Adelheid mit ihrer Zofe und mit Franz ergibt sich, daß es nicht Liebe, sondern Spekulation auf Vorteile ist, welche Adelheid bewegt, Weislingen in ihre Netze zu locken. Es gelingt Adelheid, Weislingen völlig zu betören, so daß er ihr die Hand zum Ehebunde bietet. Da erscheint Götzens Knappe Georg; Weislingen jedoch verleugnet Georg vor Adelheid und fertigt ihn ab mit den Worten: »Laß’ mich in Frieden, blöder Reiterjunge! Und sag’ dem Götz, er hätt’ mich übereilt!«

In der 1. Abteilung des 3. Aktes trifft Götzens Knappe Georg seinen Herrn auf einem Raubzuge gegen Heilbronner Kaufleute. Georgs Nachricht, daß Weislingen in Bamberg um Adelheid freit, erfüllt Götz mit tiefstem Schmerze. Von Wut erfüllt und kaum seiner selbst mächtig, ist Götz nahe daran, die von ihm gefangenen Kaufleute töten zu lassen, doch siebt schließlich sein gutes Rechtsgefühl und er trägt seinen Schmerz bei sich allein. Der 2. Teil des 3. Aktes spielt am kaiserlichen Hofe zu Augsburg. Der mittlerweile mit Adelheid vermählte Weislingen bereut, den Verführungskünsten der gleisnerischen Adelheid, welche bereits jetzt schon dem Sohne des Kaisers heimliche Netze stellt, erlegen zu sein. Adelheid veranstaltet ein Maskenfest, auf welchem sie mit Franz, der die »Jugend« darstellt, in phantastischem Kostüme erscheint. Aus dem Zwiegespräche Weislingen und Adelheids ist zu entnehmen, daß Adelheid für den Sohn des Kaisers mehr Interesse hegt als für ihren Gemahl. Da befiehlt ihr Letzterer, am nächsten Morgen den Hof zu verlassen und ihm auf seine Burg in Franken zu folgen. Es folgt nun eine große Liebesszene zwischen Adelheid und dem von ihr entzückten Franz. Adelheid, welche schon in Bamberg Sympathie für Franz zur Schau trug, erglüht nun in Liebe zu Letzterem und bringt ihn schließlich zu dem verbrecherischen Entschlusse, seinen Herrn durch Gift aus der Welt zu schaffen.

Im 4. Akte sehen wir eine freie Flußlandschaft. Aufrührerische Bauern fordern Götz auf, ihnen ihre Rechte zu wahren; ihm schenken sie ihr alleiniges Vertrauen; er soll ihr Anführer sein. Götz will sich anfangs hiezu nicht verstehen, da die Bauern auch schon an Unschuldigen Greueltaten verübt haben. Um aber weitere Gewaltakte zu verhindern, erklärt er sich schließlich zur Führerschaft bereit unter der Bedingung, daß die Bauern unnötiger Gewalttaten sich enthalten. Da plötzlich sieht man in der Ferne einen mächtigen Feuerschein; es ist die Burg Miltenberg, welche ein Teil der Bauern unterdessen in Brand gesteckt hat. Götz bricht mit seinem Gefolge auf, um die Burg Miltenberg zu retten, und befiehlt seinem Knappen Georg, in sein Schloß Jaxthausen zu eilen und dasselbe zu schützen. Die tückischen Bauern aber erstechen Georg und brechen sofort auf, um Götzens Burg zu zerstören.

Der 5. Akt zerfällt in 3 Bilder. Das 1. zeigt uns den Wildpark des Weislingenschen Schlosses mit der Grabkapelle Weislingens. Vier Femrichter kommen daselbst zusammen. Aus dem kurzen Monologe des ersten Femrichters erfahren wir, daß Götz gefangen und schwer verwundet wurde, daß Adelheid durch die Hand ihres Buhlen Franz ihren Gatten durch Gift ums Leben gebracht hat, und daß Franz sich aus Reue in den Main-Fluß gestürzt hat. Der erste Femrichter erhebt wider Adelheid die Anklage wegen Ehebruchs und Gattenmordes. Einstimmig wird hierauf über die Verbrechering das Todesurteil gesprochen. Das nächste Bild, Adelheids Schlafgemach, führt uns die Exekution dieses Todesurteils vor Augen. Das Schlußbild zeigt uns den sterbenden Götz. O.B.
(Linzer Volksblatt vom 18. November 1904)