Ein merkwürdiges Werk …
Vorgestern wurde an der Wiener Hofoper zum erstenmale das neue Werk Goldmarks »Die Kriegsgefangene« aufgeführt. Diese Aufführung bedeutete nach der »Deutsch. Ztg.« für den Componisten einen ziemlich starken äußeren Erfolg, doch werden erst die Wiederholungen zeigen, inwieferne derselbe echt und nicht bloß von den guten Freunden der Autoren gemacht war. – Das »Fremdenblatt« bemerkt am Schlusse der Besprechung dieser zweiactigen Oper, deren Handlung der »Ilias« entlehnt ist: »Ein merkwürdiges Werk ist diese ›Kriegsgefangene‹. Homer, Formey, Goldmark: Ein alter Heide hat die Fabel erfunden, ein protestantischer Prediger hat einen Operntext daraus gezogen und ein Jude hat die Musik dazu gemacht. Welcher Haufen von Heterodoxie!«