… charakteristisch, sehr sentimental …
V. Philharmonisches Concert. Dieses Concert am Sonntag, den 9. Jänner, bildete für die gesammten Zuhörer einen fortlaufenden Hochgenuß. Nach der charakteristischen, sehr sentimentalen Ouvertüre »zum gefesselten Prometheus« von Goldmark erschien der Pianist Ernst v. Dohnányi und spielte das melodiöse G-Dur-Concert von Beethoven mit außerordentlicher Klarheit, Weichheit und Schönheit im Anschlage und Ausdruck; er erhielt bei den Philharmonikern, auf diesem Ehrenplätze der Kunst, mehrfache stürmische Hervorrufe. Nun dirigirte Richter die 3. Symphonie in D-moll von Bruckner, ein Werk von vollendeter Schönheit. Ein wahres Füllhorn von schönen, geistvollen Motiven ist in dieser Symphonie ausgegossen und hehre Pracht, Kraft, Glanz und Formenreiz durchzieht das ganze einheitlich abgeschlossene Werk. Die Aufnahme desselben war vom gesammten Publikum eine stürmische und freudig erregte, und wir können nur die wenigen »Obstructionisten« bedauern, die noch so kleinlich sind, an dem Großen zu nörgeln. Sie werden nie mehr im Stande sein, den Namen Bruckner zu verdunkeln; Hofcapellmeister Richter sind wir innig dankbar, daß er, unbeirrt durch feindselige Strömungen, sich mit wahrer Liebe und Sorgfalt dem Studium dieser Geisteswerke hingibt und denselben durch eine mustergiltige Aufführung jährlich ein bleibendes Denkmal setzt! (G. v. B.)