… mit dem schuldigen Respect aufgenommen

Das 15. Abonementconcert [!] im Neuen Gewandhaus brachte in Goldmark’s neuer Es dur-Symphonie die zweite dieswinterliche Novität dieser Musikgattung. Dieselbe besteht aus vier Sätzen, welche Allegro, Andante, Scherzo, Finale überschrieben sind und Viel des Unterhaltenden, Interessanten und Pikanten enthalten. Hiermit reichlich bedacht ist ganz besonders das flotte Scherzo, sodass man sich doppelt darüber wundern muss, dass der Componist aus seiner hierin entwickelten tollen Laune so jäh herausfällt, indem er das Trio mit einem Trompetensolo Nessler’schen Stils beginnen lässt, das Einem, so vorzüglich es auch von Hrn. Weinschenk geblasen wurde, den ganzen Spass verdirbt. Den symphonischesten Eindruck erhält man vom 1. Satz, doch ist gerade dieser der in der Erfindung schwächste. Das Andante klingt mit seinen leidenschaftlichen Accenten etwas ungarisch, und im Finalesatz fühlt sich der Componist mehr in der Oper als im Concertsaal. Es braucht kaum gesagt zu werden, dass das Werk glänzend instrumentirt ist, das hatte Goldmark stets ordentlich weg. Das Novum wurde vom Publicum mit dem dem Componisten schuldigen Respect aufgenommen, einen tieferen Eindruck hat es wohl auf Niemanden gemacht. Gespielt wurde es vom Orchester ganz vorzüglich …