Die Instrumentation ist glänzend und farbenreich …

Eine neue Symphonie von Goldmark.
(Philharmonisches Concert.)

Mit der neuen Symphonie in Es-dur von Carl Goldmark haben die Philhamoniker [!] in ihrem gestrigen (sechsten) Concert zweifellos die hervorragendste und werthvollste musikalische Novität der heurigen Saison zur Aufführung gebracht.

Klar und durchsichtig in der Anlage, frisch und charakteristisch in der Erfindung, abgerundet in der Form, gediegen in der vortrefflichen thematischen Durchführung und geistvollen contrapunktischen Arbeit erweist sich dieses, vom Publicum geradezu enthusiastisch aufgenommene Werk als eine Symphonie im classischen Style. Die Instrumentation ist glänzend und farbenreich wie in allen Compositionen des hochbegabten Componisten. Im Gegensatze zu vielen neueren Werken dieser Gattung erscheint das oft wahrhaft blendende orchestrale Colorit nicht als Selbstzweck, sondern nur als prächtige Hülle eines gesunden musikalischen Kerns.

Der erste Satz, ein echt symphonisches Allegro, bei dem man so recht den Eindruck des musikalischen Werdens und Blühens empfängt, erweist sich – soweit man nach einmaligem Hören urtheilen kann – als der bedeutendste. Das im ersten Theile durch seine stramme Rhythmik ein wenig ungarisch klingende Andante zeichnet sich hauptsächlich durch besonders glückliche melodische Erfindung aus. Das reizende balletartige [!] Scherzo, in welchem Nixen und Elfen ihr anmuthig-schelmischcs Spiel zu treiben scheinen, ist von bezaubernder Klangschönheit. Das duftige glitzernde und flimmernde Stück ist würdig, dem Berlioz’schen Scherzo »Fee Mab« an die Seite gesetzt zu werden. Das Trio, bei dem die Trompete die führende Stimme übernimmt, scheint uns jedoch als Alternative zu diesem Scherzo nicht gut zu passen. Trotz des äußeren Gegensatzes soll doch immer ein gewisser innerer Zusammenhang zwischen den beiden Theilen bestehen, den wir hier nicht herauszufinden vermochten. An und für sich ist aber dieses Trio mit dem einfachen, etwas altväterlichen Trompeten-Thema, welches sich zu der trivialen »Behüt’ dich Gott«= Melodie in Bezug auf musikalische Vornehmheit ungefähr verhält, wie eine Rede des Abgeordneten [Ernst] von Plener zu einem Speech des Herrn [Karl] Türk, ein ganz reizvolles, originell erdachtes Tonstück. Während das Scherzo beim Publicum am mächtigsten einschlug, wurde dem Finale, einem Allegro in Rondoform, verhältnißmäßig geringerer Beifall zu Theil. Dasselbe beginnt mit einem sehr prägnanten Hauptmotiv und stürmt – gleichsam mit jugendlichem Uebermuth und fröhlicher Spielfreudigkeit – lustig einem brillanten und rauschenden Schluße zu.

Sowohl die Symphonie von Goldmark, wie die anderen Nummern des Programmes […] wurden auf das sorgfältigste ausgeführt. Die Aufnahme der Symphonie seitens des Publicums war, wie bereits erwähnt, eine außerordentlich günstige. Der Componist wurde nach jedem der ersten drei Sätze stürmisch gerufen.