… klingt gut und gibt sich zwanglos
… sind hier einige Meldungen und Echos aus den Jahren 1879 und 1880 versammelt, an denen sich der frühe Weg des Klavierquintetts op. 30 skizzieren läßt.
☞ Im Münchner Museumssaal wird das Werk Anfang Mai 1879 aufgeführt. Die Allgemeine musikalische Zeitung vom 7. Mai 1879 faßt das recht gemischte Geschehen zusammen, das dem Publikum unter anderem eine Aufführung des ersten Cellokonzertes op. 33 von Camille Saint-Saëns und einige Lieder von Richard Strauss (!), »dem talentvollen Sohne unseres trefflichen Hornisten und Kammermusikers Franz Strauss«, bescherte. Ob Goldmarks ausladende Kreation in diesem Kontext einen besonders sicheren Stand hatte, darf nachdrücklich bezweifelt werden:
»Das Quintett ist in seinen einzelnen Theilen von ungleichem Werthe, überall ein Suchen nach Melodie ohne erhebliche Ausbeute, die contrapunktische Arbeit schwülstig, das Ganze das Product keiner besonders glücklichen Stunde des Talents.«
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Aus London erfahren wir durch die Signale für die musikalische Welt (1879/64), daß Charles Hallés Recitals »ihren erfreulichen Fortgang [nehmen]; u.A. wurde mit großem Beifall das neue Clavier-Quintett von Goldmark aufgenommen.
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☞ In Buda, so weiß die Neue Freie Presse vom 15. November 1879, wurde »das Clavier-Quintett Goldmark’s wurde jüngst in den trefflichen Pester Quartett-Soirée des Concertmeisters Krancsevics als Novität gespielt. und fand bei den Zuhörern eine enthusiastische Aufnahme. Der schwierige und entscheidende Clavierpart wurde durch den Pianisten Willy Deutsch in ausgezeichneter Weise besorgt.«
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☞ In Dresden widmet sich Hr. Concertmeister Lauterbach – wir kennen ihn bereits als den idealen Interpreten des Violinkonzerts op. 28 – bei einer seiner kammermusikalischen Soiréen der Novität: »Das Werk ist zahmer, als andere Goldmark’s, Haydn’sch angehaucht, aber es klingt gut und gibt sich zwanglos. Der zweite Satz überragt die übrigen durch poesievolle romantische Färbung.« (Musikalisches Wochenblatt vom 5. Dezember 1879)
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☞ Aus Frankfurt am Main kommen keine verheißungsvollen Signale für die musikalische Welt (1880/27): »Der Erwähnung von Goldmark’s neuem Clavierquintett in unserem letzten Berichte als Novität* des letzten Kammermusikabends haben wir noch nachzutragen, daß das Werk keinen hervorragenden Eindruck machte und dem Publicum eher mißfiel als gefiel. Die Ausführung der schwierigen, namentlich in seinem Clavierpart undankbar behandelten Composition war unter Door’s Mitwirkung eine sehr gute. Der ausgezeichnete Pianist trug außerdem noch eine Gigue von Graun und das Bdur-Impromptu von Schubert unter großem Beifall vor, der sich nicht eher beruhigen wollte, bis als Zugabe eine pikante Gavotte von Silas erfolgt war. (* Bei dem angedeuteten Bericht handelte es sich lediglich um eine Vorankündigung.)
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☞ Aus der Neuen Welt wird gemeldet, daß der aus Wiesbaden stammende Pianist und Komponist Ernst Perabo in Boston »zuletzt verschiedene sehr erfolgreiche Kammermusik-Soiréen gegeben [hat]. Die letzte, von der wir Kunde haben, enthielt: Sonate in Asdur (Op. 26) von Beethoven; Scherzo und Allegro vivace aus dem Piano-Quintett Op. 30 von Goldmark … (Signale für die musikalische Welt, 1880/35)
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☞ In Prag kann man sich Anfang April 1880 ein (vorteilhaftes) Klangbild von dem neuen Werk machen: »Goldmark’s Novität ist eine werthvolle und bleibende Bereicherung im Gebiete der Kammermusik und überragt seine früheren Arbeiten in diesem Style durch die geistvolle und fleißige Factur. Der erste Satz fesselt durch prägnante Rhythmik und thematische, sorgfältige Durchführung; das Andante zeichnet sich durch poetische Erfindung und interessante Modelirung aus, erscheint jedoch etwas zu sehr ausgesponnen; das knappere Scherzo ist von köstlicher Frische und athmet Schubert’schen Geist, während im Finale die Contrapunktik das große Wort führt.« (Musikalisches Wochenblatt vom 8. April 1880
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☞ Im Spätsommer 1880 hält eine gebürtige Stuttgarterin ihr Plädoyer in der Heimatstadt:
»Das grösste Interesse beanspruchte Goldmark’s B dur-Quintett Op. 30, dessen Bekanntschaft uns Frl. Anna Mehlig vermittelte. Jedes Mal, wenn die geschätzte Künstlerin ihre Vaterstadt aufsucht, bringt sie uns etwas Neues und Schönes; dass sie sich des Werkes angenommen, war also schon eine Bürgschaft für die Bedeutung desselben. Bedeutend ist es nun auch in seinen einzelnen Sätzen, besonders im Adagio und im Scherzo; einen inneren Zusammenhang dieser Sätze, die Einheit des Stils vermisst man leider, und das ist ein Fehler, dem man zwar in sehr vielen Compositionen begegnet, der aber nichtsdestoweniger sehr störend ist. Trotzdem wird das Quintett sich gewiss überall Freunde erwerben, wo es so vorzüglich zu Gehör gebracht wird, wie es hier der Fall war.« (Musikalisches Wochenblatt vom 3. September 1880)