Auch das Salonblatt nimmt Notiz
Als Schlußnummer wurde eine Novität von Carl Goldmark gebracht, die die Bezeichnung »Ländliche Hochzeit« führt und sich Symphonie nennt. Die Komposition zerfällt in fünf Haupttheile, a) Hochzeitsmarsch (Variationen), b) Brautlied (Intermezzo), c) Serenade (Scherzo) d), Im Garten (Andante) und e) Tanz (Finale). Die Variationen des ersten Satzes nahmen weitaus den größten Raum der Partitur in Anspruch und hatte[n] sich auch des weitaus nachhaltigsten Beifalles zu erfreuen. Das interessante und innerlich empfundene Thema tritt in den mannigfaltigsten Combinationen auf, erscheint jedesmal in einer neuen Gewandung, ohne den festen Kern des Hauptgedankens zu erdrücken oder gänzlich zu verkleiden. Nächst diesen musikalischen Bildern wollte die Serenade in ihrer tändelnden und graziösen Form und in ihrem lachgeschürzten Inhalt am meisten behagen, während das Andante und das Brautlied in ihrem specifisch-orientalischen Colorit eine gewisse weinerliche Monotonie im Saale verbreitete[n]. Der Schlußsatz, der Tanz, nahm wieder einen gewissen Aufschwung, ohne sich jedoch zu der Bedeutung des Marsches zu erheben. Der Componist wurde lebhaft applaudirt und er erschien einige Male, um seinen Dank dem Auditorium persönlich abzustatten. Selbstverständlich galt der Applaus auch zum nicht geringeren Theile dem Orchester, das unter Hanns Richter’s vortrefflicher Leitung wieder einmal Wunder geleistet hatte. (Wiener Salonblatt vom 11. März 1876)