… mit wohlverdientem großen Beifall aufgenommen …
In dem siebenten Philharmonischen Concert kam eine neue Symphonie von Karl Goldmark zur Aufführung, welche mit wohlverdientem großen Beifall aufgenommen wurde und ohne Zweifel Eingang finden wird in alle deutschen Concertsäle. Es ist eine Programm-Symphonie (das Wort im Sinne der Beethoven’schen »Pastorale« genommen) und »Ländliche Hochzeit« überschrieben. Mehr noch als die Pastoral-Symphonie mag die Siebente in A-dur, aus der man ja mit Vorliebe eine ländliche Hochzeit herauslesen wollte, Einfluß auf die Totalstimmnng der Goldmark’schen Novität geübt haben. Die neue Symphonie und in dieser wieder der erste Satz ist das Beste, was wir von Goldmark kennen, eine in Form und Inhalt erfreuliche geist- und gemüthvolle Komposition. An musikalischer Gesundheit, Frische und Natürlichkeit erhebt sich die »Ländliche Hochzeit« unseres Erachtens hoch über Goldmark’s frühere Compositionen, und diese Klärung, dieser Fortschritt hat uns zumeist daran gefreut. Der erste Satz (»Hochzeitsmarsch«) besteht aus einer Reihe fein ausgeführter Variationen über ein sehr glücklich erfundenes Thema. Wenn der Componist diesen Satz etwas kürzen wollte (ein förmlicher Trauermarsch wie die Es-moll-Variation Nr. 4 gehört doch auch dem Inhalt nach nicht in eine Hochzeitsfeier), so würde das Stück noch gewinnen. Zählt doch diese Symphonie der Sätze fünf, von denen der zweite (»Brautlied«) weniger eigenthümlich, der dritte »Serenade« hingegen ein sehr wirksames, pikant instrumentirtes Scherzo ist. Der vierte Satz mit der Ueberschrift: »Im Garten« bringt ein Andante von warmer, überquellender Empfindung, ähnlich der »Scène d’amour« in Berlioz’ Romeo- Symphonie. Aus dem Styl der ganzen Symphonie tritt dieser Satz etwas anspruchsvoll heraus durch sehr breite Ausführung und pathetischen Ausdruck, der sich an zwei Stellen sogar zu scharfem Schmerzensschrei zuspitzt. Das Finale dreht sich voll übermüthiger Lust im raschen »Tanz«, gegen den Schluß hin unterbrochen durch ein etwas zu langes Citat aus dem Andante, dann wieder mit verdoppelter Kraft festlich abschließend. Das Finale, aus dem wir nur einige hier kaum motivirte, allzu raffinirte Harmonien wegwünschten, wirkt entschieden effectvoll und soll ob einiger populärer Mittel nicht angefochten werden. Dem Orchester bietet Goldmark’s Symphonie äußerst delicate, schwierige Aufgaben, welche unsere Philharmoniker unter Hanns Richter’s Leitung meisterhaft lösten. Das Publicum bereitete der Novität eine glänzende Aufnahme und rief den Componisten nach jedem Satze mit Applaus hervor. (Neue Freie Presse vom 9. März 1876)