Schöne Erfolge mit guten Bekannten

… in den ersten Wochen des Jahres 1869 das bereits mehrfach aufgeführte Streichquartett B-dur op. 8 aufs Programm und verhilft dem Komponisten zu einem weiteren vernehmlichen Erfolg, den der Rezensent mit einem mahnenden Zusatz kommentiert:

* Hellmesberger’s siebente Quartettproduction begann mit dem Goldmark’schen Quartette, das, nachdem es vor einigen Jahren mit Beifall als Novität auftrat, hier zur zweiten Aufführung gelangte, die den Erfolg der ersten nur bekräftigte. Goldmark gehört wahrhaftig nicht zu den Vielschreibern (er ist eher das Gegentheil davon), trotzdem ihn seine Erfolge dazu verleiten könnten, denn thatsächlich hat Goldmark, so weit unsere Erinnerung reicht, noch mit keinem Werke debutirt, das nicht mehr oder weniger Anklang gefunden hätte. Es ist sehr lobenswerth, bedächtig und mit reiflicher Erwägung zu produciren. Allein zwischen Zeitlassen und Zeitlassen ist denn doch ein Unterschied und die Tage eilen rasch vorüber. Was hat Goldmark seit der Sacuntala gebracht und das ist nun schon zwei Jahre her? Wir eifern gewiß nicht zu eilfertigem Schaffen an, aber das Gegentheil davon kann eben so wenig gutgeheißen werden. Diesen Vorwurf zu erheben, dürfen wir nicht unterlassen. (Blätter für Musik, Theater und Kunst vom 2. März 1869)

Auch das Opus 11 kommt wieder zu seinem Rechte. Ihr Schöpfer dürfte es inzwischen noch höher schätzen, nachdem »Ihre k. Hoheit die Großfürstin Helene«, wie wir am 4. September 1868 im Neuen Fremden-Blatt lesen konnten, »vom Komponisten Goldmark dessen ›Suite‹ als Widmung angenommen und denselben [sic!] hiefür ein Geschenk von 150 fl. zukommen lassen«. Für den Berichterstatter scheint es sich um eine Novität gehandelt zu haben, in der er, ganz nebenbei bemerkt, als einziger Kommentator barocke Elemente hört:

* [Wien] Die an jenem Abend von uns zum ersten Mal gehörte Violin-Suite von Goldmark ist eine durch und durch gelungene Komposition von nicht geringer Bedeutung. Das vielfach überwiegend im Bach’schen Style gehaltene Werk beweist nicht nur, daß Goldmark ein ausgezeichneter Contrapunctist sein muß und daß ihm weder Eingebung noch Talent fehlen; es zeigt auch, daß der Autor die Technik und die verborgenen Schönheiten beider Instrumente auf die wirkungsvollste Art zu verwenden weiß. Die Aufnahme von Seiten der Zuhörer war eine für den Autor höchst schmeichelhafte und um so erfreulichere, als Goldmark die ihm zugedachten Ovationen in vollem Maße verdient. (Neue Zeitschrift für Musik vom 17. Dezember 1869)