Paul Hindemith – Christian Euler & Paul Rivinius

 
»Rasendes Zeitmaß. Wild. Tonschönheit ist Nebensache.« Aus grobmotorischen Spielanweisungen wie dieser besteht das Bollwerk, hinter dem sich Paul Hindemith verschanzt hat – der Bürgerschreck mit dem losen Mundwerk, der frechen Feder, dem offenen Hemdkragen und jener unbändigen Musizierlaune, der es tatsächlich egal war, ob jemand eine Klaviertaste mit dem vierten oder sechsten Finger anschlug.

Wer indes genau hinzuhören versteht, der entdeckt hinter den fröhlichen Fassaden den wahren Charakter. Entdeckt ihn genau zu der Zeit, als das Nusch Nuschi umging und der Mörder sich als Hoffnung der Frauen gerierte. Und entdeckt ihn genau auf dem Gebiet, auf dem sich der ausübende Musiker mit dem Komponisten im innigsten Einklang befand – dort nämlich, wo sein Leibinstrument, die Bratsche, den Ton angibt.

Eben diesem Paul Hindemith haben Christian Euler und Paul Rivinius ihre zweite MDG-Produktion gewidmet. Nach dem ersten gemeinsamen Album, das als Hommage an Lionel Tertis mit Werken von Arnold Bax, Arthur Bliss und Ralph Vaughan Williams aufwartete, sind jetzt die vier Sonaten zu hören, die sich der Bilderstürmer aus Hanau in den Jahren 1919 und 1922 auf die bevorzugten Saiten geschrieben hat. Und wir werden schnell bemerken, dass die Rebellion des jungen Mannes nur die äußere Stachelseite eines Wesens ist, in dem kaum verborgene Romantik, impressionistische Valeurs und eine tiefe, mitunter melancholische Ernsthaftigkeit wirken: Dass diesem Komponisten die Tonschönheit tatsächlich eine Nebensache ist, glaubt man ihm danach nicht mehr …

Weitere Informationen: www.euler-viola.com