… einen launigen Brief an Alfred Maria Willner, der – der lieben Gewohnheit entsprechend – natürlich nicht unveröffentlicht bleiben durfte:
»Lieber Freund!
Ich bin, wie Sie wissen, mit unserem »Wintermärchen« vollkommen fertig, und deshalb wünsche ich von Ihnen ein neues Opernbuch. – Ich mache Sie jedoch aufmerksam, daß ich im 77. Lebensjahre stehe, und daß bekanntlich mit dem neunzigsten Jahre die Phantasie eines Komponisten nachzulassen beginnt. Also, bitte, sich danach zu richten … Ihr Karl Goldmark. (Prager Tagblatt vom 18. September 1907)
Des augenzwinkernden Appells ungeachtet kam es zu keiner weiteren Gemeinschaftsarbeit mit dem Textdichter, der sich vornehmlich durch seine Libretti für Franz Lehár und Leo Fall hervorgetan und überdies auch im Kontext mit Giacomo Puccinis La Rondine genannt wird. Für Goldmark war die Suche nach einem neuen Sujet indes nicht vorbei. Am 4. August 1909, lesen wir in der Neuen Freien Presse eine Budapester Meldung, wonach »Karl Goldmark, der gegenwärtig in seiner Villa in Gmunden weilt, […]an einer neuen Oper [arbeitet], der das bekannte dramatische Werk Eugen Madachs, ›Die Tragödie des Menschen‹, zu Grunde liegt. Baron Ludwig Doczy [NB: der Übersetzer des Werkes] wird den deutschen Text für diese Oper schreiben.« Woran das Projekt gescheitert oder ob der inzwischen fast Achtzigjährige womöglich zu der Einsicht gekommen ist, daß es nunmehr genug sei, entzieht bislang noch meiner Kenntnis. Ganz vom Notenpapier lassen mag er jedoch nicht: Es entstehen die als Opus 52 veröffentlichten Georginen für Klavier, das zweite Klavierquintett in cis-moll op. 54 – und dazwischen die letzte Ouvertüre Aus Jugendtagen, für die sich ihr Verfasser am 10. November 1912 noch einmal recht kann feiern lassen. Die Wiener Philharmoniker spielen unter Felix von Weingartner und tragen das Ihre zum Erfolg dieses Stückes bei, das alles mögliche sein mag, aber gewiß kein »Schwanengesang«.
Da die Recensenten begreiflicherweise nicht denselben Platz zur Verfügung hatten, den ihnen ihre Redaktionen für die Opernberichterstattung einzuräumen pflegten, halte ich es für gerechtfertigt, einige relevante Stimmen zu den Jugendtagen auf einer einzigen Seite unterzubringen und mit einigen kleineren Ausschnitten zu garnieren. Sollten sich im Laufe der Zeit weitere, bislang noch nicht entdeckte Besprechungen einfinden, werden dieselben freilich nachgereicht; für den Augenblick ist indes eine Zwischensumme erreicht