Carl Goldmark – Zrinyi

… kehrte Carl Goldmark nach Wien zurück, wo er alsbald einen Mitarbeiter der eine ausführliche Audienz gewährt, deren journalistische Resultate am ersten Weihnachtstag 1902 im Zeitungshandel erscheinen. Darin verspricht der Komponist, demnächst in der ungarischen Hauptstadt mit einer symphonischen Dichtung herauskommen zu wollen, die dem magyarischen Nationalhelden Zrinyi Miklós (kroat. Nikola Šubić Zrinski), dem Verteidiger von Szigetvár, der am 8. September 1566 mit seinem verzweifelten Fähnlein kroatischer und ungarischer Kämpfer den letzten Ausfall gegen das beinahe vierzigfach überlegene Heer der Osmanen unternahm und dabei, wie all seine Gefolgsleute, in den Heldentod ging. Die Aussage freilich, er habe sich in Ungarn »zugleich die Anregung zu einer neuen Arbeit« geholt, ist nicht unbedingt wörtlich zu nehmen: Einmal ist Zrinyi seit Jahrhunderten ein beliebter Stoff der »Transleithanier«, zum andern hatte Goldmark die Erstfassung des Werkes schon im November 1902 fertig – und drittens hatte der junge Dohnányi Ernő erst wenige Monate vorher im Wiener Konzertverein mit seiner Zrinyi-Ouvertüre op. 2 sein Dirigentendebüt gegeben …

Gleichviel, am 3. Mai 1903 leitete Carl Goldmark in einem Festkonzert zum 50-jährigen Bestehen der ungarischen Philharmonie die Premiere seiner »ungarischen Rhapsodie«, und die Jubiläumsgabe wurde, wie nicht anders zu erwarten, vom Publikum frenetisch gefeiert: »Als seine ehrwürdige Gestalt auf der Bühne sichtbar wurde, bezeugte ihm das Publikum eine Ovation, wie sie gleich rauschend, gleich warm in diesen Räumen kaum noch erlebt worden ist. Das Auditorium, das sich zum großen Teil von den Sitzen erhob, brach in tosende Éljenrufe aus, und es ging ein nicht enden wollender Sturm von jubelndem Applaus nieder, an welchem sich mit dem vornehmen Publikum auch Erzherzog Joseph August, Erzherzogin Augusta und die Minister Széll und Wlassics unermüdlich beteiligten,« lautet ein Augenzeugenbericht, den ich in Markian Prokopovchs Buch In the public eye: The Budapest Opera House, the Audience and the Press, 1884–1918 (Köln 2014) gefunden habe.

In meinem virtuellen Caféhaus ANNO war zu der Budapester Uraufführung zu lesen:

Pester Lloyd vom 5. Mai
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Neue Freie Presse vom 5. Mai 1903
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Neues Wiener Tagblatt vom 8. Mai 1903
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Zrinyi figuriert als Opus 47 in dem übersichtlich angeordneten Werkverzeichnis unseres Protagonisten, blieb aber als einziges seiner Orchesterwerke ungedruckt (wenn wir von der frühen, geheimnisumwitterte Symphonie absehen, die »des Schönen sehr viel enthalten« sollte), was möglicherweise daran liegt, daß das »symphonische Tonstück« trotz seiner Revision nie wirklich im Repertoire Fuß fassen konnte. Die Wiener Erstaufführung der überarbeiteten und erweiterten Fassung am 5. Februar 1905 vermochte daran ebensowenig zu ändern wie die zweite Budapester Premiere vom 6. November 1907.

Das wenige, was die beiden Donaumetropolen zu sagen hatten, ist hier zusammengefaßt:

Neue Freie Presse vom 6. Februar 1905
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Neues Wiener Tagblatt vom 6. Februar 1905
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Das Vaterland vom 12. Februar 1905
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Pester Lloyd vom 7. November 1907
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