Am Hamburger Herd

Berta Foerster-Lauterer (»Dot«)

Das Hamburger Stadt-Theater trat am 26. October mit einer Novität auf den Plan. Novität nur für Hamburg, denn »Das Heimchen am Herd«, die dreiactige Oper von Carl Goldmark, ist ja allerwärts bereits gegeben worden. Das Märchen-Opus – ein solches ist es ja – gefiel hier, vom ersten Act abgesehen, der kalt ließ, ganz gut und es ist anzunehmen, daß »Das Heimchen am Herd« für die nächste Zeit sich das Bürgerrecht in Hamburg erwerben wird. Frau Förster-Lauterer* stellte eine so herzerquickende Dot, daß schon ihretwegen Jeder die Oper gern wird hören wolle». Gleichfalls trefflich, sowohl in musikalischer, wie darstellerischer Beziehung war die Leistung des Herrn Demuth als John. Das Pärchen Edward und May wurde von Herrn Birrenkoven und Frl. Moll gespielt. Die Letztere, die sich alle erdenkliche Mühe gab, läßt noch zu viel Novizenthum vermuthen, um voll und ganz zu reussiren. Da aber ihre Stimmittel gute sind und sie über eine gewisse dramatische Geschicklichkeit gebietet, wird Frl. Moll sich wohl schnell einarbeiten.

Willi Birrenkoven (»Edward«)

Herr Birrenkoven schien im ersten Act indisponirt, dafür war er später aber um so bewunderungswürdiger. namentlich sein pianissimo zum Schluß des 2. Actes klang entzückend. Der Componist war anwesend und er sowohl, wie die Solisten und im Besonderen Kapellmeister Mahler, der die Oper vorzüglich einzustudiren verstand, wurde zu wiederholten Malen vor die Rampe gerufen. Crassus.
(Der Humorist vom 1. November 1896)

  • Berta Foerster-Lauterer war die Ehefrau des Komponisten Josef Bohuslav Foerster