Sorglose Heiterkeit, mit blitzenden Einfällen geschmückt …

Die neue, sehr beifällig aufgenommene, mit dem Scherzo stürmischen Beifall entfesselnde Esdur-Symphonie (Nr. 2) von Carl Goldmark weist alle die bereits in der »ländlichen Hochzeit« (seiner ersten Symphonie) zu Tage tretenden Lichtseiten auf: auch hier schwingt ein geistreicher Eklektiker muthig und unentwegt seine Fahne, überall einer gesunden Lebensfreude zum Worte verhelfend, nirgends in zwecklose Grübeleien oder Duckmäuserei verfallend. Mag er bald mehr bald minder entschieden an Beethoven’sche, Mendelssohn’sche berühmte Muster anknüpfen, mag er an Schubert’s Tafel länger sitzen als dem Ganzen zuträglich scheint, so weiß er doch Alles so zu drehen und zu wenden, daß immer noch ein Ueberraschendes in jedem Satze herauskommt. Ein schöner symphonischer Aufbau ist dem ersten Allegro nachzurühmen; das Andante stellt die Elemente deutscher Liedweise gegenüber zigeunerischer Leidenschaftlichkeit, Gegensätze also, die zwar niemals zum Ausgleich gebracht werden können, deren Schroffheit aber immerhin Eindruck erzielt. Das Scherzo wagt kecke, an Ariel und andere Luftgeister erinnernde Flüge in das Sommernachtstraumreich; schade, daß ein allzu breites, ganz aus Neßler’sche Vorbilder hindeutendes Trompetensolo (von Hrn. Weinschenk auf’s Tadelloseste geblasen) das Trio beherrscht und die Reinheit des symphonischen Stiles und seiner Würde verdirbt. Sorglose Heiterkeit, mit blitzenden Einfällen geschmückt, kennzeichnet das Finale. Alles in Allem sorgt diese Symphonie mehr für glänzende musikalische Unterhaltung, als für nachhaltige Geistes- und Herzensnahrung; aber sie steht trotz alledem bei weitem höher als die in Frage kommenden Orchesterwerke eines Bruch, Rubinstein &c.

C. Goldmark’s Farbenpracht, die meisterhafte Instrumentation nimmt das Ohr allerwärts gefangen. (Bernhard Vogel)