IX. Epilog

 

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Paul Juon (mit langem Spitzbart)

Viel habe ich in den letzten Wochen und Monaten von dem »pädagogischen Komponisten« gelernt, durch die Musik vieles über die sympathische Person erfahren, die weder ein Scheinriese war, der beim Näherkommen in sich zusammenschrumpft, noch eine jener »ausgebuddelten Mumien«, zu denen ihn Paul Hindemith rechnete, als er am 25. Mai 1933 in einem Brief an seine Frau über die »Armenhäuslermusik« lästerte, die er just in einem Konzert der Preußischen Akademie gehört hatte.  Die neuen Wege, die Robert Lienau im Œuvre seines Freundes Paul Juon sah, sind keine blendenden Prachtstraßen, keine Boulevards mit Schaufenstern, deren Auslagen uns anspringen und förmlich »kauf mich!« zu brüllen scheinen. Diese Wege wollen mit Bedacht, Geduld und Aufmerksamkeit gegangen sein, nicht im hysterischen Schweinsgalopp einer Gegenwart, die gar nicht mehr weiß, was Gegenwart  wirklich ist: der Reflex der Ewigkeit. Fest überzeugt sei er, schrieb Robert Lienau in seinen Lebenserinnerungen, daß »die Zeit für die volle Anerkennung seiner hundert Werke kommen wird«. Das war zwei Jahre nach Juons Tod, seit dem inzwischen ein Dreivierteljahrhundert verstrichen ist. Das sollte reichen.