Neun Schauspiele, in diesem Jahr zwischen Tragödie und Komödie im Verhältnis 3:6 angelegt, dazu Patrick Spottiswoodes unnachahmliche Lecture sowie zwei einzigartige Rahmen-Programme, die ganz und gar dem Dichter der Sonette gewidmet sind – das ist die Substanz des 23. Shakespeare-Festivals im Globe Neuss, das vom 13. Juni bis zum 13. Juli für insgesamt 33 Vorstellungen hinreicht.
Unter dem Titel »With Shakespeare in Love« präsentiert Senta Berger eine Auswahl der geheimnisvollen Sonette, in denen William Shakespeare immer wieder die »Dark Lady« besingt. Noch rätselhafter als die Person des Dichters und damit mindestens ebenso anziehend, dargestellt von einer der Schauspieler-Legenden unserer Zeit, dazu auf höchstem musikalischen Niveau von der Capella Monacensis begleitet, wird die Schönheit gleich zweimal aus dem Schatten der Historie heraustreten – am Donnerstag, den 13., und am Freitag, den 14. Juni.
Märchen- und rätselhaft geht es an den beiden folgenden Tagen weiter, wenn nämlich das staatliche Schauspieltheater Kote Marjanishvili aus der georgischen Hauptstadt Tiflis in Neuss gastiert. Beim vorjährigen »Globe to Globe Festival« in London umjubelt, bringt die wahrhaft phantastische Truppe jetzt ihr »As you like it« auf die Bühne des Globe – ein quirliges und raffiniertes »Zurück zur Natur«, dessen leuchtende Farben und Aktionen völlig vergessen lassen, daß wir alle des Georgischen nur sehr bedingt mächtig sind.
Vom Dienstag, den 18., bis zum Samstag, den 22. Juni, gehört das Globe dann einem Ensemble, das aus dem »Hölzernen Oh« am Rhein seit langem nicht mehr wegzudenken ist: Die Propeller Company, im vergangenen Jahr mit ihrem Henry V. stürmisch gefeiert, zieht dieses Mal sämtliche komisch-komödiantischen Register, der sie fähig ist. Dabei werden im Wechsel die Widerspenstige gezähmt und in der Zwölften Nacht die Kniegürtel kreuzweis gebunden, bis selbst der übelwollende Malvolio die Waffen streckt.
Die nächste Festspielwoche vergeht in faszinierenden Pendelschlägen zwischen den zauberisch verschränkten Schichten elfischer, aristokratischer und rüpelhafter Traumwelten und dem urgewaltigen Ungewitter eines bösen alten Mannes, der seinen Starrsinn nicht einsehen will und doch der Meinung ist, jeder Zoll an ihm sei ein König: Während die bremer shakespeare company am 23. und 24. sowie am 29. und 30. Juni ihren aktuellen »Sommernachtstraum« anzettelt und mit magischen Augentropfen allerlei Eseleien treibt, gastiert vom 25.-26. Juni die nicht minder gerngesehene Globe Touring Company mit dem von Bill Buckhurst neu inszenierten »King Lear«, der in Neuss als exklusive deutsche Erstaufführung gezeigt und verdeutlichen wird, daß man nicht zugleich Herrscher und Opfer sein kann.
Vor die Reprise des Bremer Sommernachtstraums haben die Programmgestalter in diesem Jahr den Besuch des Rheinischen Landestheaters gestellt, das am 27. und 28. Juni im »Kaufmann von Venedig« dem demütig versteckten Haß die Maske herunterreißt.
Der neue Monat beginnt mit einer mehrfachen Rarität: Das Theater-Studio des Hongkonger Regisseurs Tang Shu-Wing wird am Montag, den 1., und Dienstag, den 2. Juli, seine Version des frühen, selten gespielten »Titus Andronicus« zeigen, die mit ihrer minimalistischen, auf die Grundelemente des (theatralischen) Universums reduzierten Betrachtungsweise bereits große internationale Erfolge hat erzielen können.
Die Theaterlandschaft der bundesdeutschen Hauptstadt Berlin wird durch das bat Studiotheater der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« vertreten. Die Student(inn)en des renommierten Instituts werden zunächst der Frage nachgehen, ob Macbeth nicht möglicherweise an einer Verwirrung der Werte »gut« und »böse« krankt (4.-6. Juli). Anschließend begeben sich die jungen Berliner(innen) in die Verbannung von Arden, um in der freien Natur zu leben, »Wie es euch gefällt« (9.-10. Juli).
Am 13. Juli rundet sich der Programmbogen mit »Shakespeare in Jazz«: Die belgische Sängerin und Pianistin Caroll Vanwelden hat die schönsten Sonette des Mannes aus Stratford-upon-Avon für kleines Jazz-Ensemble arrangiert und präsentiert die Ergebnisse ihrer lyrischen Betrachtungen mit ausdrucksstarker Stimme.
Der Kartenvorverkauf (zzgl. 12% Vorverkaufsgebühr) beginnt am 13.04.2013. Die Karten gibt es bei den bekannten Vorverkaufsstellen, telefonisch unter 02131 526 99 99 9 (Mo–Fr 08-20 Uhr, Sa 09-18 Uhr, So & an Feiertagen 10-16 Uhr) oder im Internet.
Weitere Informationen unter www.shakespeare-festival.de