Zum Quotenhit eignet sich Adolf Buschs Musik ebensowenig wie die Werke seines offenkundigen Vorbildes Max Reger. Doch man kann seine extrem dichten, zumeist wie feinster Damaszenerstahl überlagerten Partituren mit der trockenen Besessenheit des Analytikers heruntersäbeln und damit sowohl die warmherzige Persönlichkeit hinter dem Dickicht fachgerecht sezieren oder aber mit innerster Überzeugung und einem Gespür für die leicht zu verkennenden Valeurs der Vielstimmigkeit in die Musik eintauchen, wie es das Ravinia Trio in der soeben erschienenen Neuaufnahme der beiden Klaviertrios und des Klavierquartetts offenbar getan hat:

Adolf Busch: Kammermusik 2CD cpo 777 258-2

Adolf Busch: Kammermusik
2CD cpo 777 258-2

Die Pianistin Saiko Sasaki, der Geiger Rainer Schmidt und der Cellist Helmut Menzler – im Opus 59 von dem Bratscher Ulrich Eichenauer verstärkt – bringen es tatsächlich fertig, selbst die massivsten Überlagerungen mit Leben zu erfüllen, während sie zugleich dort, wo sich der scheinbar so dornige Busch zu verspieltester Leichtigkeit herbeiläßt, mit einer filigranen Delikatesse agieren, daß sogar das besonders ausladende Klavierquartett zu schönstem Verweilen einlädt. So viel steht fest: Wenn man Kreationen solchen Kalibers derart aushorcht und umsetzt, ist es völlig unnötig, den inzwischen völlig ausgeleierten Druckknopf mit der abgegriffenen Aufschrift »verfemte Musik« noch weiter zu bearbeiten …

hinterstich-1_klein