Matthias Kirschnereit und die Deutsche Kammerakademie

Unmittelbar hinter der (imaginären) Pforte, die nach den Worten unseres einzigartigen Ferruccio Busoni die Tonkunst von der Musik, mithin die Spreu vom Weizen trennt – ganz direkt hinter diesem (wirklich imaginären?) Übergang scheint die neueste Produktion der Deutschen Kammerakademie Neuss daheim zu sein: Unter der Stabführung seines langjährigen Chefdirigenten und künstlerischen Leiters Lavard Skou Larsen begleitet das überaus bemerkenswerte Ensemble aus der Quirinus-Stadt Novaesium den Pianisten Matthias Kirschnereit bei einer musikalischen Hypothese, die kaum bei dem Label cpo erschienen war, als sie von NDR Kultur auch schon zur CD der Woche gekürt wurde. Und das nicht ohne triftigen Grund.

Denn das an sich äußerst riskante Unterfangen, die sechs Orgelkonzerte, die Georg Friedrich Händel unter der Opuszahl 4 publizierte, auf einem modernen Steinway auszuführen und von einem zwar »historisch informierten«, nicht aber originalgetreu bestückten Orchester begleiten zu lassen, gelang auf derart überraschende Weise, daß sogar Musikfreunde, die den großen Londoner Sachsen nicht eben zu ihren kompositorischen Favoriten zählen, erstaunt innehalten: Das Vergnügen aller Mitwirkenden, eine filigrane, enorm subtile und nuancenreiche Pianistik und das allenthalben delikate Wechselspiel mit dem mächtigen Manne aus Halle erreichen in der Unterhaltung eine zeitlose Tiefe. Nicht nur Ferruccio Busoni wäre entzückt gewesen.

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