Mancherley Brilliantes von Heinrich Schützen

Die zwischen 2003 und 2010 in vier Lieferungen entstandenen und vor zwei Jahren in der vorliegenden Box erschienenen Aufnahmen verdienen zweifellos in vieler Hinsicht das Epitheton »kapital«, auch wenn sie – um buchhalterisch veranlagten Seelen gleich die Bleistiftspitze abzubrechen – nicht sämtliche Werke enthalten, die Claudio Monteverdis großer Zeitgenosse aus Deutschland im Laufe seines langen, bewegten Lebens komponiert hat. Es fehlen unter anderem die Psalmen Davids op. 2 und die riesenhafte Vertonung des 119. Psalms, der den Schwerpunkt des sogenannten »Schwanengesangs« darstellt. Wen es indes nach diesen Kompositionen gelüstet. der kennt seinen Heinrich Schütz oder Henricus Sagittarius, wie er sich lateinisch-gebildet nannte, ohnehin in- und auswendig – und sollte die »historisch informierten« Versionen mit Matteo Messori und der Cappella Augustana trotzdem nicht für entbehrlich halten: Die weithin ganz einfach erwärmenden, ungeachtet ihrer gründlichen Recherchen niemals »korrekt«, sprich akademisch anmutenden, sondern höchst lebendig kommunizierenden Einspielungen haben für den Kenner manch willkommene Alternative parat und sind für jemanden, der sich erstmals ausführlich mit einem der ganz Großen vor Johann Sebastian Bach beschäftigen will, ein geradezu idealer Einstieg.  Wer sich dann noch die kleine Mühe macht, das äußerst  umfangreiche, allerdings nur englischsprachige Beiheft über die Website des Labels (www.brilliantclassics.com) zu besorgen, wird erfreut bemerken, daß der Dirigent, Ensembleleiter und Autor nicht nur weiß, was er erforscht hat: Der mitteilsame Schwung der musikalischen Leistungen setzt sich in den schriftlichen Darlegungen unvermindert fort und hebt die bloß interessanten Fakten in eine Lesbarkeit, die der Hörbarkeit der Veröffentlichung in nichts nachsteht.

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