Tertis comperationis oder: ein Leben für Viola – Christian Euler spielt eine britische Hommage

Als der Bratscher Lionel Tertis 1975 starb, hatte er das biblische Alter von 98 Jahren erreicht und, obwohl er aus gesundheitlichen Gründen (!) schon rund vier Jahrzehnte früher sein Instrument kaum noch einmal solistisch in die Hand nehmen konnte, eine breite musikalische Spur durch die Streicherlandschaften gezogen: Neben Paul Hindemith, William Primrose und Maurice Vieux hatte er für die vielfach so stiefmütterlich belächelte »Dieselgeige«, mit der bekanntlich Harold seine weltberühmte Italienreise unternahm, ein unermüdliches Plädoyer gehalten, das die – nie mit ihrer höheren Schwester verwechselbaren – Charakteristika der Viola zu allseitigem Vorteil nutzte.

Überzeugte Bratschisten werden sich immer auch zu den »Kindern« ihres »Vaters« zählen – wie etwa Christian Euler, der jetzt bei MDG eine Hommage à Lionel Tertis veröffentlicht hat. Am Klavier begleitet von Paul Rivinius, einem Kammermusikpartner der ersten Ordnung, spielt der aus Kassel stammende Musiker, der in den USA studierte und viele Jahre im Philadelphia Orchestra wirkte, bevor er 1991 eine Professur in Graz übernahm, drei Werke englischer Meister, für die Tertis nicht nur generelle Inspiration, sondern vielmehr auch ganz konkreter Ratgeber war.

Arthur Bliss zog, während er 1933 an seiner Sonate arbeitete, viele Erkundigungen bei dem kommenden Widmungsträger ein, nachdem der heißblütige »Kelte« Arnold Bax gute zehn Jahre früher mit bestem Beispiel (und Lionel Tertis) vorangegangen war und auch Ralph Vaughan Williams in seiner Suite »Flos Campi« bereits hatte hören lassen, daß der Klang der Bratsche, richtig behandelt, ein Instrument für die besondere Atmosphäre der Insel ist …

Zur Website von Christian Euler: www.euler-viola.com