Die Ausstellung geht zu Ende, die Eindrücke bleiben und vertiefen sich: Heiner Altmeppens Landschaften in Bewegung, wie sie das Jülicher Museum Zitadelle während der nordrhein-westfälischen Sommerferien zeigt(e), haben abseits aller Theorien – ob man heute überhaupt noch realistisch oder gar fotorealistisch malen dürfe – wieder einmal mit aller Eindringlichkeit dargestellt, daß es völlig genügt, sich auf einen Künstler und seine Werke einzulassen. Die Verlassenen Häuser etwa, vielgeschossige Klötze in winterlichem Schnee: Szenen einer gefrorenen Einsamkeit. Die kolossalen Formate der Deutschen und der Norddeutschen Landschaft hingegen: erhebende Massive voll fantastischer Arrangements, die in Wirklichkeit gar nicht wirklich sind und uns doch in ihr Streben nach vollendeter Form im Mikro- und Makrokosmischen hineinsaugen. Dann die erstaunlich komprimierten Stimmungen des Kleinen Rasenstücks bei Inden, unter dem der symbolträchtige Braunkohlenbagger Landschaft in Bewegung bringt, oder der Tagesanbruch bei Weisweiler, der uns die Wolkenbildungen unserer Kraftwerkstürme schlagartig in ihrem ästhetischen Wert zeigt und also (innere) Landschaften verändert. Der zentrale Baum einer Februarlandschaft oder gar der (unvollendete) Wald, dessen messerscharf gestaltete Konturen und schwarzes Innenleben gerade wegen seiner Präzision sämtliche geringsten Zweifel an der Existenz geisterhafter Zwischenreiche ausräumt: Es war (und ist noch bis zum 17. August) eine bereichernde Erfahrung, vor diesen Bildern und Entwürfen entdecken zu dürfen, wie irreal doch die sogenannten Realitäten sind, wenn wir nur die Augen öffnen und uns auf Werke eines Künstlers einlassen. Ob sie uns auf Dauer begleiten, ob der erste Kontakt sich zu einem bleibenden Eindruck und dem Wunsch der Wiederbegegnung vertieft – das liegt an der Qualität und der persönlichen Resonanz, die wir erleben. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, daß die Bilder von Heiner Altmeppen solche Ergebnisse zeitigen …

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